Reiner Leonhardt
Foto | Claus Pescha
4 Min.

Sabine Walter im Gespräch mit …

Reiner Leonhardt, Inhaber der Andechser Kaffeerösterei

Herr Leonhardt, was lieben Sie an Ihrem Beruf?

Die Eigenständigkeit und den Kontakt mit Menschen. Unternehmer zu sein, gibt mir die Freiheit zu gestalten. Eine Freiheit, die ein Angestellter nicht in dem Umfang hat. Natürlich habe ich als Unternehmer auch Risiken, aber die Tatsache, dass ich das umsetzen kann, was ich für gut befinde, wiegt die Risiken auf.

Ich habe schon verschiedene Unternehmen aufgebaut und geführt. Mein Gestaltungswille, die Kreativität und der Kontakt mit Menschen ziehen sich durch alle Stationen.

Der Weg zum Kaffee Rösten führte über die Eröffnung eines Kaffeegeschäftes im Jahr 2007. Damals haben wir die Kaffeebohnen von einem Kaffeeröster am Bodensee zugekauft und neben weiteren Produkten rund um den Kaffee an unsere Kunden verkauft.

Und da ich es noch spannender finde, Produkte zu handeln, die ich selbst herstelle, wollte ich im Laufe der Zeit unbedingt selbst rösten. Im Sommer 2014 habe ich dann die Andechser Kaffeerösterei in Andechs-Erling eröffnet.

Andechser Kaffeerösterei: Ehrlicher, guter Kaffee ohne Schnörkel

Die Tatsache, dass wir selbst rösten, gibt uns nicht nur die Möglichkeit, die Qualität und den Geschmack zu steuern, sondern vor allem authentisch eine eigene Marke aufzubauen.

Das Spannende an dem Prozess war, die eigene Identität und den für die Andechser Kaffeerösterei typischen Geschmack zu finden.

Welche Parallelen gibt es zu dem, was wir tun, der Persönlichkeitsentwicklung?

Ich denke, eine Parallele ist die Identitätsfindung. Wer bin ich? Was macht mich aus? Bei uns geht es um Kaffee. Und damit um Geschmack. Geschmack ist schlecht messbar. Deshalb stand beim Aufbau unserer Identität und Marke, nicht im Vordergrund, was uns schmeckt, sondern was den Kunden schmeckt. Wir schauen den Menschen auf den Mund.

Den Geschmack eines jeden Einzelnen zu treffen, hängt von vielen Parametern ab. Deshalb stelle ich meinen Kunden viele Fragen. Was verbinden sie mit Kaffee? Welcher Kaffee schmeckt ihnen grundsätzlich? Kräftig? Fruchtig? Wann trinken sie ihn? Mit wem? Wie bereiten sie ihn zu?

Die Zubereitung des Kaffees ist mindestens genauso wichtig, wie das Rösten. Ich kann den bestgeröstetsten Kaffee in jeder Maschine versauen, wenn die Parameter nicht stimmen.

Daher höre ich meinen Kunden sehr genau zu. Und wenn jemand nicht über den Online-Shop bestellt, sondern direkt in die Rösterei kommt, hilft mir neben dem Zuhören meine Intuition, um genau den Kaffee zu empfehlen, der den Leuten schmeckt.

Ich bin davon überzeugt, dass Menschen mit Kaffee immer auch ein Stück Lebensgefühl kaufen und hier in unserer Rösterei auch eine Story. Den normalen Einkaufsprozess: „Guten Tag, was möchten Sie? Ich hätte gern ein Kilo von dem Kaffee. (…) Bitte schön. Auf Wiedersehen.“, den gibt es bei uns nicht. Dafür finde ich die Menschen, die zu uns kommen, viel zu spannend. Einkaufen ist bei uns ein Erlebnis. Sehr oft entstehen Gespräche – nicht nur zwischen mir und den Kunden, sondern zwischen den Kunden. Viele Stammkunden kennen sich. Da wird miteinander geredet, gelacht, der Moment genossen.

Auch Urlauber, die in der Sommerzeit bei uns vorbeikommen und Kaffee mit nach Hause nehmen, kommen sehr oft wieder oder bestellen online, weil in der Zeit, in der sie bei uns in der Rösterei waren, etwas passiert ist. Es ist eine Beziehung entstanden.

Wann kommen Ihnen die besten Ideen?

Wenn der Kopf frei ist.

Wie wird Ihr Beruf im Jahr 2050 aussehen?

Im Jahr 2050 wird es Maschinen geben, die Kaffee aufgrund extrem vieler Daten in verschiedenste Richtungen rösten können. Aber, das, was ich mache, Beziehungen zu knüpfen, zuzuhören und dabei guten Kaffee zu verkaufen, wird es auch 2050 noch geben. Auch dann werden Menschen noch Geld einnehmen und Geld ausgeben – auch für Kaffee. Immerhin ist Kaffee ein uraltes Produkt, das sich in den letzten Jahrhunderten kaum verändert hat. Und Kaffee ist emotional. Kaffee ist Lebensgefühl.

Daher: Guten Kaffee zu machen, zu verkaufen und eine gute Kundenbindung zu haben, wird im Jahr 2050 noch wichtiger sein als heute. Davon bin ich überzeugt.

Reiner Leonhardt ist Unternehmer und Inhaber der Andechser Kaffeerösterei. Er sagt: „Jeder soll den Kaffee trinken, der ihm schmeckt“. In seiner Rösterei röstet, mahlt und verkauft er verschiedene Kaffeesorten. Alle Kaffeebohnen stammen ausschließlich von kleinen Fincas, verteilt in allen Herren(hoch)ländern der Welt. Und wer verweilen möchte, kann den Kaffee natürlich in der Rösterei probieren.

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