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Weiterbildung neu denken

von Sabine Walter

Der Wandel, den unsere Arbeitswelt durchläuft und auch in den kommenden Jahren durchlaufen wird, macht es jetzt schon erforderlich, Weiterbildung neu zu denken. Dabei geht es nicht nur darum, welche Kompetenzen zukünftig stärker gefördert werden, es geht auch um Formate, in denen Wissen erlernt und Kompetenzen entwickelt werden können. Dieser Newsletter soll Ihnen Impulse geben, um Ihre betriebliche Weiterbildung weiterzuentwickeln.

Anforderungen an wettbewerbsfähige Weiterbildungen

Die Anforderungen an wettbewerbsfähige Weiterbildungskonzepte werden von folgenden Faktoren bestimmt:

  • den Kompetenzen, die Unternehmen zukünftig (verstärkt) benötigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben
  • die Geschwindigkeit, mit der sich unsere Gesellschaft, Märkte und Technologien weiterentwickeln
  • Fachkräftemangel und damit dem Bedarf, jeden Menschen individuell für Weiterbildung und persönliche Entwicklung zu gewinnen.

Das bedeutet für die betriebliche Weiterbildung, dass sie mehr denn je

  • individuelle Anreize dafür schaffen muss, die persönliche Komfortzone zu Gunsten der Wachstumszone zu verlassen
  • eine Lernkultur und damit auch eine entsprechende Führungs- und stabile Vertrauenskultur im Unternehmen zu verankern
  • mit ihren Angeboten der Geschwindigkeit standhalten muss, mit der Markt- und Technologieveränderungen stattfinden.

Ein Format, dass sehr stark dazu beiträgt, dass Menschen die Lust am Lernen wiedergewinnen und behalten, ist das Serious Game. Was es genau ist und welche Kriterien ein effektives Serious Game erfüllt, erklärt uns Tomislav Bodrozic, Geschäftsführer von Fabula Games.

Serious Games: Spielend lernen
Serious Games sind eine sehr effektive Weiterbildungsmethode. Das beweisen Studien: Während die Abbrecherquote bei E-Learnings bei 75% liegt, ist sie bei Serious Games mit 7% nur im einstelligen Prozentbereich. Ein Grund mehr, sich diese Art zu lernen, genauer anzuschauen.
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Darüber hinaus lassen sich weitere zentrale Elemente ableiten, die HR-Strategen in ihrer Weiterbildungskonzeption berücksichtigen sollten:

1. Wandel der Entscheidungskultur als Folge zunehmender Veränderungsgeschwindigkeit und gleichzeitig steigender Informationskomplexität

Die weiter zunehmende Veränderungsgeschwindigkeit bei zugleich steigender Informationskomplexität erfordert einen Wandel in der Entscheidungskultur. Entscheidungen werden zukünftig stärker im Team getroffen, um mehrere Perspektiven in Entscheidungsprozesse zu integrieren. Gleichzeitig, darf das Mehr an Personen aber nicht zur Abnahme der Entscheidungsgeschwindigkeit führen. Im Gegenteil: Entscheidungsprozesse müssen produktiver werden. Produktives Entscheiden im Team ist ein Weiterbildungsfeld, das es auszubauen gilt.

2. Change Readiness - die Fähigkeit permanenten kulturellen Wandel zu verkraften und zu gestalten

Diese zentrale Fähigkeit einer Organisation wird zum einen maßgeblich davon bestimmt, wie groß das Selbst-, Beziehungs- und Organisationsvertrauen der einzelnen Mitglieder ist. Zum anderen hat die Höhe der Selbst- und Teamwirksamkeit direkten Einfluss auf die Change Readiness. Oder anders formuliert: Wie hoch ist die emotionale Sicherheit eines jeden Einzelnen auch in Zeiten einschneidender Veränderungen und wie aktiv können die Veränderungen mitgestaltet werden?

3. Führungs- und Vertrauenskultur als Basis einer hohen Lern- und Entwicklungsbereitschaft

Hier geht es darum, durch die Art, wie geführt und im Unternehmen miteinander umgegangen wird, emotionale Sicherheit zu schaffen, die es jedem Mitglied der Organisation ermöglicht, die Komfortzone zu verlassen und zu lernen, Fehler zu machen, ohne, dass Sanktionen oder Gesichtsverlust droht.

Future Skills

Welche zentralen Kompetenzbereiche zählen zu Future Skills, die es durch Weiterbildung zu stärken gilt?

Diese Fragestellung haben der Stifterverband und die Strategie-Beratung McKinsey untersucht und folgende Aussage dazu getroffen:

Quelle: Stifterverband und McKinsey, 2019

Betrachtet man die aufgeführten Kompetenzen, entsteht aus unserer Sicht eine weitere Herausforderung für Nachwuchstalente.

 

Die Schere, zwischen dem, was Schule und Studium an Persönlichen Kompetenzen (Classical Skills) vermittelt und dem, was Unternehmen benötigen, wird weiter aufgehen.

 

Unternehmen sind also gefordert, noch viel stärker als bisher die Weiterentwicklung persönlicher Kompetenzen zu fördern. Dazu zählt auch die Kompetenz des kritischen Denkens.

Classical Skill "critical thinking"

Um in einer sich permanent verändernden Welt mit steigender Komplexität auf produktive Art und Weise Entscheidungen treffen zu können, hilft kritisches Denken. Mit Karsten Miermans habe ich dazu gesprochen:

Was fasziniert Sie am kritischen Denken, Herr Miermans?
Unsere Welt ist komplex und sehr schnelllebig. Wir erhalten jeden Tag eine Fülle von Informationen und müssen teilweise in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen mit Tragweite treffen. Wie uns kritisches Denken dabei helfen kann, was genau sich dahinter verbirgt und wie wir es erlernen und trainieren können, das erklärt uns Karsten Miermans von der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
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Nachdem ich bisher auf die inhaltlichen Schwerpunkte zukunftsfähiger Weiterbildung eingegangen bin, möchte ich noch etwas zu den Formen betrieblicher Weiterbildung sagen.

Formen der betrieblichen Weiterbildung

Nachstehende Grafik verdeutlicht die unterschiedlichen Formen der betrieblichen Weiterbildung im Zeitraum 2007 - 2019.

 

Zukünftig werden unserer Meinung nach drei Formen noch stärker an Bedeutung gewinnen:

  • Begleitetes, induktives, Lernen im Team an Fragestellung aus dem Arbeitsprozess
  • Selbstgesteuertes Lernen mit Medien im Bereich der Serious Games
  • Persönliches Coaching
Induktives Lernen im Team

Induktives Lernen bedeutet entdeckend lernen, also durch eigenes Erleben und Ausprobieren.

Das Erlebte wird reflektiert. Diese Reflexion bietet den Lernenden Raum, Fragen zu entwickeln, vermutete Gesetzmäßigkeiten, Regeln oder Methoden zu verbalisieren. Erst dann wird erklärt und das Erlebte in Methoden überführt, so dass der neue Prozess oder die neue Methodik bewusst und strukturiert wiederholt geübt und so in die eigenen Fähigkeiten integriert werden kann.

Idealerweise passiert das induktive Lernen im Team anhand von Fragestellungen aus dem Arbeitsalltag, so ist kein anschließender Transfer nötig, wie es bisherige klassische Weiterbildungen erfordern, sondern das Erlernte wird direkt mit dem Arbeitsalltag verknüpft.

Ein weiterer Vorteil des Lernens im Team ist, dass sich dessen Mitglieder zur Weiterentwicklung der neuen Fertigkeit gegenseitig Feedback geben können.

Wir haben bereits sehr gute Erfahrungen damit gemacht, in solche Lernprozesse auch Kooperations- und Schnittstellenpartner einzubeziehen, die beispielsweise Teil organisationsübergreifender Projektteams sind.

 

Formate, die wir dazu anbieten, sind:

  • Moderiertes Entscheiden im Team
  • Veränderungen im Team aktiv gestalten
  • Konflikte im Team aushalten, ansprechen und lösen
Pilot starten
Fazit: Schwerpunkte einer zukünftigen Weiterbildung

Auf folgende Aspekte sollten sich Unternehmensleitungen und HR-Strategen bei der Weiterbildung konzentrieren:

  • stärkerer Einfluss auf die Entwicklung der Führungskultur hin zu ressourcenorientiertem und menschenzentriertem Führen durch ausschließliche Kopplung der Führungsverantwortung an die Führungskompetenzen; Abschwächung der Gewichtung von Umsatz- und Ergebniszielen bei der Führungskräfteauswahl
  • Mehr Budget für die Förderung vertrauensvoller Zusammenarbeit in Teams, auch in Projektteams (Teamentwicklung)
  • Mehr Budget für persönliches Coaching zur Stärkung der Selbstwirksamkeit und des persönlichkeitszentrierten Lernens
  • Förderung des begleiteten, induktiven Lernens im Team anhand konkreter Fragestellungen aus dem Alltag. Themen, die sich dafür eigenen, sind beispielsweise: Problemlösung, Ideen (weiter)entwickeln, kritisches und vernetztes Denken, Entscheidungen treffen.
  • Aufnahme von Serious Games in die Weiterbildungsangebote, um ein spielerisches und sehr effektives Lernen zu ermöglichen

Was und wie in Unternehmen gelernt wird und sich Mitarbeitende weiterentwickeln können, wird immer stärker die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bestimmen. Um so wichtiger ist es, die Weiterentwicklung der Lernkultur zur Chefsache zu machen.

Foto: Ian Schneider on Unsplash

Dieser Newsletter ist der letzte für 2021. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien einen guten Jahresausklang, frohe Weihnachtstage und einen gesunden Start ins neue Jahr.

 

Wir hoffen, dass Ihnen die diesjährigen Newsletter Impulse für Ihre Weiterbildungs- und Führungsarbeit gegeben haben. Sollten Sie bestimmte Themenwünsche für das nächste Jahr haben, melden Sie sich gern bei uns.

 

Herzlich,

Ihre Sabine Walter mit Team

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Sabine Walter
Greifenberger Str. 14
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