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Geschäftsführerwissen Führung

Entscheidungskompetenz von Teams erhöhen – ein Schritt zu mehr Selbstorganisation

Unternehmen gewinnen dann an Geschwindigkeit, wenn sie in angemessener Zeit wirksame Entscheidungen treffen können. Diese Kompetenz ist gerade in Zeiten sich schnell verändernder Märkte zentral, um handlungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben. Somit reicht es auch nicht aus, dass Entscheidungen nur auf Führungsebene getroffen werden, vielmehr geht es darum, die Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter und ganzer Teams gezielt zu entwickeln.

Staffelläufer - Selbstorganisation von Teams: Sportler uebergibt Staffelstab - managementberatung | coaching
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Was ist der Nutzen einer entscheidungskompetenten Organisation?

Klassische Entscheidungswege führen in vielen Unternehmen zu einem Engpass, dem „bottle neck“ Chef. In Unternehmen, deren Mitarbeiter und Teams in der Lage sind, Entscheidungen selbstständig zu treffen, die sie für ihre Arbeit benötigen, steigt die Produktivität. Verfügbare Zeit wird wirksamer und im Sinne des unternehmerischen Gestaltungs- und Entwicklungsprozesses genutzt.

Mitarbeiter spüren ihren Beitrag zum unternehmerischen Erfolg und sind damit auch engagierter.

Was sind weitere Nutzenpotenziale?

  • Die Besprechungszeit verringert sich
  • die Anzahl der Besprechungen reduziert sich
  • die freigewordene Zeit kann für inhaltliches Arbeiten im Sinne der definierten Ziele genutzt werden
  • Die Führungskräfte erfahren Entlastung
  • Die Mitarbeiter gewinnen Gestaltungsfreiraum
  • Das Miteinander zwischen Führungskraft und Team kommt auf Augenhöhe

  • Die Konfliktfähigkeit im Team erhöht sich, da die Mitarbeiter gelernt haben, gemeinsam Entscheidungen zu treffen
  • Konflikte sinken
  • Die Folgekosten aufgrund schwelender oder offener Konflikte nehmen deutlich ab
  • Mitarbeiter fühlen sich wohler und sind gesunder
  • Fehlzeiten und innere Kündigung schwinden

Welche Rahmenbedingungen sind Voraussetzungen?

Damit sich eine entscheidungskompetente Organisation entwickeln kann, braucht es drei zentrale Voraussetzungen:

  • Zielklarheit
  • Vertrauen
  • Transparenz

Schauen wir uns diese drei Voraussetzungen im Detail an:

Zielklarheit

Damit Mitarbeiter und Teams im Sinne der unternehmerischen Zielsetzung entscheiden können, muss diese allen Beteiligten klar sein. Es ist daher eminent, regelmäßig folgende Fragen zu klären:

  • Was wollen wir erreichen und bis wann?
  • Welche Entscheidungen sind von Nöten, um das zu erreichen, was wir erreichen wollen?
  • Was darüber hinaus ist noch wichtig, um die Ziele zu erreichen?

Vertrauen

Vertrauen ist auf verschiedenen Ebenen wichtig. Mitarbeiter brauchen ein gesundes Selbstvertrauen, um sich sicher im Entscheidungsprozess zu fühlen. Darüber hinaus braucht es Beziehungs- und Organisationsvertrauen. Beziehungsvertrauen in Form eines spürbaren Vertrauensvorschusses, den die Führungskraft gewährt. Organisationsvertrauen im Team, dass alle an einem Strang ziehen und im Sinne der definierten Zielsetzungen handeln. Eine weitere Komponente des Beziehungsvertrauens ist das Wissen, Fehler machen zu dürfen. Ohne eine ausgeprägte Fehlertoleranzkultur lässt sich keine entscheidungskompetente Organisation aufbauen.

Transparenz

Transparenz wird auf verschiedenen Ebenen benötigt:

  • Der Ebene über Entscheidungsspielräume
    Was darf das Team allein entscheiden und was nicht? Wie wird mit Entscheidungsprozessen umgegangen, die außerhalb der Teamkompetenz liegen? Wer wird eingebunden? Vorgesetzter oder ein anderes Team? Diese Fragen sind im Vorfeld klar zu beantworten.
  • Der Ebene der Informationen
    Wissen und Informationen haben nicht länger Statuscharakter sondern stehen allen zur Verfügung.  Nur so können Mitarbeiter Entscheidungen im Sinne der unternehmerischen Zielsetzungen auf produktive Art und Weise treffen. 
  • Umgang mit Fehlentscheidungen
    Transparenz muss auch auf der Ebene der Fehlentscheidungen herrschen. Wie gehen Mitarbeiter und Teams vor, wenn sie merken, dass Ihre Entscheidungen überarbeitet werden müssen. An wen wird das adressiert? Wer wird in den Entscheidungsprozess einbezogen? Wie muss gegebenenfalls die Teamzusammensetzung verändert werden, um den Entscheidungsprozess um eine weitere Perspektive zu bereichern und so die Qualität der Entscheidung zu erhöhen?

Wie sieht der Weg hin zu einer entscheidungskompetenten Organisation aus?

Der Weg hin zu einer entscheidungskompetenten und selbstwirksamen Organisation umfasst fünf zentrale Schritte:

  1. Rahmenbedingungen schaffen
  2. Zeit für den kulturellen Wandel einplanen
  3. Entscheidungen identifizieren, die ein geringes Risiko aufweisen
  4. Kompetenzen entwickeln
  5. Kurze Reviewzyklen etablieren, um Sicherheit im Prozess zu gewinnen

Schauen wir uns die Schritte 2-5 im Detail an:

Zeit für den kulturellen Wandel einplanen

Eine entscheidungskompetenten und wirksame Organisation zu entwickeln, braucht Zeit. Zeit, die vielen Veränderungen, die damit einhergehen, anzunehmen, zu verinnerlichen und umzusetzen. Das wiederum geht nur, wenn Mitarbeiter und Führungskräfte bereit sind, ihre Komfortzonen zu verlassen und sich zu entwickeln. Und diese Entwicklung braucht Zeit und eine „Politik der kleinen Schritte“.

Wie kann dieser Wandel im Alltag aussehen? Das erläutere ich in den nächsten drei Schritten.

Entscheidungen identifizieren, die ein geringes Risiko aufweisen

Um diesen Aspekt zu erläutern möchte ich ein Bild aus dem familiären Umfeld nutzen. Erinnern Sie sich noch daran, als Sie angefangen haben, schwimmen zu lernen? Am Anfang hatten sie sicherlich Schwimmflügel um, waren im knietiefen Wasser und sind zwischen zwei Erwachsenen hin- und hergeschwommen. Die Distanz war sicherlich nicht länger als fünf Schwimmzüge. Mit der Zeit wurden Sie sicherer, die Schwimmdistanz größer. Irgendwann haben sie die Schwimmflügel abgenommen. Den Rest können Sie sich vorstellen.

Genau so sollte die Entwicklung hin zu einer entscheidungskompetenten und wirksamen Organisation auch ablaufen. Schwimmflügel und knietiefes Wasser sind die Entscheidungen, die, wenn sie schief gehen, ein minimales Risiko aufweisen.

So können die Mitarbeiter sich in dem Prozess, Entscheidungen selbstständig zu treffen üben und ein immer größeres Vertrauen in ihre Kompetenz entwickeln. Genau so wichtig ist es, in diesem „Übungsprozess“ die Kompetenzen aufzubauen, die nötig sind, um Entscheidungen in einen übergeordneten Kontext einzuordnen, Konsequenzen zu erfassen, einen Plan B zu entwickeln und verschiedene Standpunkte und Blickwinkel wertschätzend in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

Welche Kompetenzen sind darüber hinaus noch wichtig und wie bauen Sie diese auf?

Kompetenzen entwickeln

Eine elementare Kompetenz ist die Fähigkeit, im Team auf produktive Art und Weise zu entscheiden. Das gelingt mit dem Konsent-Verfahren aus der Soziokratie. Als „Konsent“ definiert sich die Abwesenheit von schwerwiegenden (das gemeinsame Ziel gefährdenden) Einwänden.

Für den erfolgreichen Einsatz des Konsent-Verfahrens sind vier Haltungs-Prinzipien Voraussetzung:

1. Ausrichtung am gemeinsamen Ziel
Ein gemeinsames Ziel ersetzt in Entscheidungsfindungen persönliche Vorlieben und Interessen, die sonst häufig die Diskussion unterschwellig beeinflussen.

2. Einbindung vielfältiger Perspektiven
Die Perspektiven aller Mitarbeitenden werden konsequent vom Beginn des Prozesses an eingebunden.

3. Trennung von Information und Meinung
Vor dem Meinungsaustausch in Entscheidungssituationen werden zunächst Verständnisfragen geklärt.

  • Welche Verständnisfragen habt ihr noch?
  • Wie ist eure Meinung zum Vorschlag?

4. Lösungsfokussierte Integration von Widerständen

Einwände sind herzlich willkommen, weil sie helfen, die Lösung zu verbessern. Wie mit Einwänden umgegangen wird, wirkt sich auch auf die Akzeptanz der Lösung und letztlich auf die Umsetzung der getroffenen Entscheidung aus. Wichtig dabei ist, dass die Einwände lösungsfokussiert aufgenommen und integriert werden: „Wie müssen wir die Lösung verändern, damit du die Entscheidung mittragen kannst?“

Damit sich im Team diese vier vorgestellten Prinzipien verankern lassen, brauchen die Teammitglieder folgende Kompetenzen:

  • Kommunikationsfähigkeit: Wie können wir individuelle Perspektiven angemessen und verständlich ins Team einbringen?
  • Gesprächsfähigkeit: Wie erhalte ich in Gesprächen relevante Informationen über die weiteren Beteiligten?
  • Moderationsfähigkeit: Wie kann ich Impulse setzen, die uns zu neuen Lösungen führen?
  • Konfliktfähigkeit: Wie gelingt es mir, auch in kontroversen Diskussionen und strittigen Entscheidungssituationen den Lösungsfokus der Gruppe zu bewahren?

Kurze Reviewzyklen etablieren, um Sicherheit im Prozess zu gewinnen

Um Mitarbeitern, Teams und Führungskräften Sicherheit in diesem neuen Prozess zu geben, ist es elementar, dass in kurzen Reviewzyklen auf getroffene Entscheidungen geschaut wird. Ideal ist, wenn Sie zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung definieren, wann ein Review Sinn macht.

Fazit

Eine entscheidungskompetente Organisation ist die Voraussetzung für eine selbstorganisierte und wirksame Organisation

Eine entscheidungskompetente Organisation ist die Voraussetzung, damit Unternehmen selbstorganisiert und wirksam an der Umsetzung ihrer unternehmerischen Ziele arbeiten. Eine entscheidungskompetente Organisation ist somit Voraussetzung für den dauerhaften Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und den unternehmerisch-wirtschaftlichen Erfolg.

Haben Sie beim Lesen des Beitrags Impulse erhalten?

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