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Geschäftsführerwissen Führung

Remote Führen – eine Checkliste

Die Welt des Arbeitens hat sich in den letzten Jahren radikal verändert, und die Remote-Arbeit ist inzwischen ein fester Bestandteil vieler Unternehmen geworden. Doch wie gestaltet sich die virtuelle Führung? Wie gelingt es Führungskräften, Teams auf Distanz effektiv zu leiten? Wie lassen sich Mitarbeiter, die schwerpunktmäßig im Homeoffice oder an anderen Standorten arbeiten binden? Wie kommuniziert man am besten im Team? Remote Arbeiten stellt besondere Anforderungen Teams und deren Führungskräfte. In dieser Checkliste haben wir die wichtigsten Punkte zusammengefasst, die Ihnen helfen, Ihr Team auch aus der Ferne erfolgreich zu steuern.

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Foto | Sergey Nivens on Shutterstock

Management Summary

Virtuelle Teams haben viele Nachteile, wenn diesn nicht durch eine zielgerichtete Führung und durch einen bewussten Aufbau und eine kontinuierliche Pflege der Teamidentität entgegengewirkt wird. Damit das gelingt, braucht es:

  • Zielklarheit
  • Identifikation mit Zielen und Rollen
  • Regelmäßiges Feedback
  • Offene, kontinuierliche Kommunikation
  • Gemeinsame Teamzeit

Darüber hinaus braucht es einen vertrauensvollen Führungsstil, gemeinsame Entscheidungsprozesse sowie das Feiern von Erfolgen.

Hier geht es direkt zu den Checklisten:

Was sind Vor- und Nachteile von Remote-Arbeit?

Teams, die remote an verschiedenen Standorten arbeiten, haben sowohl Vor- als auch Nachteile.

Vorteile von Remote-Arbeit

  • Höhere Flexibilität: Mitarbeiter können ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten, was eine bessere Work-Life-Balance ermöglicht. Sie können oft selbst entscheiden, wann sie am produktivsten sind, was zu einer höheren Zufriedenheit führen kann.
  • Wegfall von Pendelzeiten: Der Weg zur Arbeit entfällt, was Zeit und Kosten spart. Dies reduziert auch Stress und ermöglicht es den Mitarbeitern, die gewonnene Zeit produktiv oder für persönliche Zwecke zu nutzen.
  • Erhöhte Produktivität: Viele Arbeitnehmer berichten von höherer Produktivität im Homeoffice, da weniger Ablenkungen durch Kollegen oder Bürogespräche auftreten. Zudem ermöglicht die freie Zeiteinteilung, in den produktivsten Phasen des Tages zu arbeiten.
  • Kosteneinsparungen: Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber profitieren von Kostenersparnissen. Mitarbeiter sparen an Fahrtkosten, während Unternehmen Kosten für Büroflächen, Nebenkosten und Büroausstattung reduzieren können.
  • Größere geografische Reichweite bei der Rekrutierung: Unternehmen können Talente aus der ganzen Welt einstellen, ohne durch die geografische Lage eingeschränkt zu sein. Dies vergrößert den Talentpool und bietet mehr Diversität in den Teams.
  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben: Für viele Mitarbeiter erleichtert Remote-Arbeit die Vereinbarkeit von familiären Verpflichtungen und beruflichen Anforderungen. Besonders für Eltern oder Pflegende bietet dies enorme Vorteile.

Nachteile von Remote-Arbeit

  • Natürliche Teamidentität gering: In einem klassischen Büroumfeld entsteht die Teamidentität oft durch den täglichen Kontakt, spontane Gespräche, gemeinsame Pausen und den direkten Austausch. All diese Elemente fördern ein Gemeinschaftsgefühl und tragen zur Teambildung bei. Bei Remote-Arbeit fehlt diese physische Nähe
  • Integration neuer Mitarbeiter wird erschwert: Neue Mitarbeiter haben im Remote-Setting nicht die Möglichkeit, ihre Kollegen und Führungskräfte persönlich zu treffen, was die Beziehung und den Aufbau von Vertrauen erschweren kann. Dies kann dazu führen, dass sich neue Mitarbeiter isoliert oder weniger integriert fühlen. Onboardingprozesse sind sorgfältiger zu planen, Kennenlernen und Vertrauensaufbau muss bewusst erfolgen, da es weniger Präsenzkontakte gibt
  • Fehlende soziale Interaktion: Der Mangel an persönlichem Kontakt mit Kollegen kann zu Isolation und Einsamkeit führen. informelle Kommunikation „an der Kaffeemaschine“ entfällt
  • Kommunikationsschwierigkeiten: In virtuellen Teams kann die Kommunikation erschwert sein. Missverständnisse oder unklare Anweisungen treten häufiger auf, wenn der persönliche Austausch fehlt. Es kann zudem schwieriger sein, spontane Ideen zu teilen oder Probleme schnell zu klären.
  • Reduzierte Konflikttransparenz: Konflikte können in remote arbeitenden Teams leichter unentdeckt bleiben, da es weniger persönliche Interaktion gibt, Kommunikation eher über Chat oder E-Mail passiert und damit die Hürde, Konflikte anzusprechen, steigt. Ferner kann aufgrund einer geringeren Vertrauensbasis die Angst zunehmen, Konflikte zu klären.
    In Teams, die in verschiedenen Zeitzonen arbeiten, kommt erschwerend hinzu, dass die Kommunikation oft asynchron erfolgt. Konflikte können schwerer aufgelöst werden, weil es schwieriger ist, gleichzeitig zu kommunizieren und sofortige Klärungen vorzunehmen. Das kann dazu führen, dass Konflikte nicht in Echtzeit gelöst werden und dadurch länger bestehen bleiben.
  • Abhängigkeit von Technologie: Remote-Arbeit erfordert eine zuverlässige technische Infrastruktur. Probleme mit Internetverbindungen, Software oder Hardware können die Produktivität beeinträchtigen. Zudem müssen Unternehmen mehr in IT-Sicherheit investieren, um sensible Daten zu schützen.

Checkliste Remote-Onboarding

Strukturierter Onboarding-Plan

  • Erstellen Sie einen klaren, gut strukturierten Onboarding-Plan, der sicherstellt, dass neue Mitarbeiter von Anfang an wissen, was von ihnen erwartet wird. Planen Sie detaillierte Schulungen, regelmäßige Check-ins und Einführungsgespräche.

Virtuelle Willkommenstreffen

  • Organisieren Sie virtuelle Meetings, bei denen neue Mitarbeiter ihre Kollegen und das Team kennenlernen können. Solche Begrüßungstreffen können helfen, soziale Barrieren abzubauen und den Mitarbeiter schneller zu integrieren.

Mentoren und Buddy-Programme

  • Weisen Sie neuen Mitarbeitern einen Mentor oder „Buddy“ zu, der ihnen bei der Einarbeitung hilft und als direkter Ansprechpartner fungiert. Dies kann den Einstieg erleichtern und eine persönliche Verbindung fördern.

Regelmäßige Kommunikation

  • Sorgen Sie für regelmäßige Check-ins mit dem neuen Mitarbeiter, um sicherzustellen, dass sie sich gut zurechtfinden und ihre Fragen beantwortet werden. Führungskräfte sollten in den ersten Wochen besonders präsent sein, um Unterstützung zu bieten und Vertrauen aufzubauen.

Zugriff auf relevante Ressourcen

  • Stellen Sie sicher, dass neue Mitarbeiter schnell und unkompliziert auf alle benötigten Tools und Dokumentationen zugreifen können. Eine digitale Wissensdatenbank, FAQs und Schulungsvideos können helfen, den Wissensaufbau zu unterstützen.

Unternehmenskultur vermitteln

  • Auch wenn persönliche Begegnungen fehlen, können Sie die Unternehmenskultur remote vermitteln. Teilen Sie digitale Leitfäden, Videos und Beispiele von Unternehmensevents oder Meetings, um den neuen Mitarbeitern ein Gefühl dafür zu geben, wie das Unternehmen funktioniert.

Technische Unterstützung

  • Stellen Sie sicher, dass die technische Ausstattung und der Zugang zu IT-Systemen vor dem ersten Arbeitstag eingerichtet sind. Eine gute technische Betreuung in den ersten Tagen nimmt den Druck und hilft, einen reibungslosen Start zu gewährleisten.

Förderung der Teambindung

  • Integrieren Sie neue Mitarbeiter durch virtuelle Teamaktivitäten oder informelle „Kaffeepausen“ in das Team. Solche Maßnahmen stärken das Gemeinschaftsgefühl und ermöglichen es den neuen Mitarbeitern, schnell soziale Verbindungen aufzubauen.

Was ist bei der Remote Führung zu beachten? (Checkliste)

Welche Grundlagen erfordert die Führung virtueller Teams?

Eine 2022 veröffentlichte Studie des Weizenbaum-Institutes bestätigt, dass die Produktivität in virtuell arbeitenden Teams zugenommen hat, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend definiert sind. Welche sind das?

  • Zielklarheit
  • Identifikation mit Zielen und Rollen
  • Regelmäßiges Feedback
  • Offene, kontinuierliche Kommunikation
  • Gemeinsame Teamzeit

Alle diese Rahmenbedingungen dienen sowohl dem produktiven Arbeiten als auch dem Aufbau und der Pflege der Teamidentität.

Lassen Sie mich jede dieser Grundlagen im Detail erläutern.

Zielklarheit herstellen

Je klarer die Ziele für das Team und seine Mitglieder sind, desto größer ist die Chance, dass diese erreicht werden. Ich empfehle, die Ziele gemeinsam mit dem Team zu definieren und sie in lang-, mittel- und kurzfristige Ziele zu unterteilen. Folgende Leitfragen helfen Ihnen bei diesem Prozess:

  • Was wollen wir als Team bis Ende des Jahres erreicht haben?
  • Welcher Meilenstein sollte in sechs Monaten erreicht sein?
  • Was nehmen wir uns bis zum Ende des folgenden Quartals vor?

Identifikation mit Zielen und Rollen sicherstellen

Virtuelles Arbeiten birgt bei einigen Führungskräften die Sorge, Produktivität und Führungswirksamkeit zu verlieren. Werden die Mitarbeiter auch im Home-Office alles erledigen, was zu erledigen ist? Wie erreiche ich meine Mitarbeiter, wenn ich Ihnen neue Verantwortlichkeiten übertragen oder Dinge abstimmen möchte? Wie stelle ich sicher, dass definierte Regelungen eingehalten werden?

Produktivität und Führungswirksamkeit hängen nicht per se von physischer Präsenz im Büro ab. Produktivität ist gegeben, wenn Mitarbeiter wie Führungskräfte sich mit den Zielen und Rollen identifizieren. Das tun sie, wenn sie an deren Definition mitwirken und einen Sinn in ihrem Tun sehen. Ich lade Sie daher ein, sich Zeit für eine Einschätzung Ihres Teams aus einer übergeordneten Perspektive zu nehmen:

  • Wie gut kennen Sie das Warum Ihrer Mitarbeiter?
  • Inwieweit findet sich dieses Warum in den Rollen der Mitarbeiter wieder?
  • Inwieweit stehen die Mitarbeiter hinter den definierten Zielsetzungen des Teams?

Identifikation mit Zielsetzung und Rolle ist eine Grundvoraussetzung für intrinsisch motiviertes Verhalten – egal, ob man im Home-Office arbeitet oder im Büro. Und klar definierte Ziele, hinter denen Mitarbeiter stehen und für deren Erreichung sie sich engagieren, sind eine entscheidende Säule der Führungswirksamkeit.

Regelmäßiges Feedback austauschen

Um den Fortschritt der Zielerreichung zu begleiten und das Engagement der Mitarbeiter wertzuschätzen, empfehle ich regelmäßiges Feedback. Idealerweise haben Sie mit jedem Mitarbeiter einen turnusmäßigen Jour fixe.

Offene, kontinuierliche Kommunikation ermöglichen

Damit virtuelle Teams produktiv sind und der Teamspirit erhalten bleibt, braucht es klare Regelungen zur Erreichbarkeit und eine regelmäßige und vertrauensvolle Kommunikation im Team.

Eine regelmäßige Kommunikation schafft Transparenz. Transparenz trägt dazu bei, dass Vertrauen wächst. Daher ist es gerade bei mobilem Arbeiten wichtig, dass Kommunikation regelmäßig, z.B. im Rahmen eines Team Jour fixe, stattfindet.

Falls Mitarbeiter das Home-Office nutzen, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können oder Teammitglieder in unterschiedlichen Zeitzonen arbeiten, ist es wichtig, dass die gemeinsamen Kommunikationszeiten in Zeitfenstern liegen, die für alle passen.

Gleichermaßen empfehle ich, kommunikationsfreie Zeiten festzulegen. In diesen können Eltern beispielsweise, die Kindern beim Lernen unterstützen, mit ihnen spielen oder Haushaltsbeschäftigungen nachgehen.

Präsenz-Teamzeit verbringen

Zusätzlich zur regelmäßigen Kommunikation sollten Sie als Team mehrmals im Jahr gemeinsam Zeit in Präsenz verbringen. Das kann ein gemeinsamer Workshop sein, ein Teambuilding oder eine Fortbildung.

Wie lässt sich ein vertrauensvolles Teamklima schaffen?

Natürlich zahlen die bereits genannten Rahmenbedingungen auf ein vertrauensvolles Teamklima ein. Zusätzlich haben sich drei Dinge bewährt:

  • dem Team vertrauen
  • wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen
  • Erfolge feiern

Dem Team vertrauen

Auch wenn Vertrauen nichts ist, was auf Knopfdruck hergestellt werden kann, empfehle ich Ihnen, loszulassen und Ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss zu gewähren. Das ist eine Investition, die sich auszahlt und die in den meisten Fällen dazu führt, dass das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter wächst.

Schauen Sie auf jeden Mitarbeiter individuell und überlegen Sie in einem ersten Schritt: „Wie viel Freiraum kann jeder aus meinem Team verantwortungsvoll füllen? Wie viele Leitplanken und Führung braucht jeder, um nicht überfordert zu sein?“ Erfahrungsgemäß wächst der Freiraum sukzessive, die „Leine“ wird länger.

Wenn Sie für sich ein klares Bild haben, besprechen Sie das mit jedem Mitarbeiter. Legen Sie gemeinsam fest, welche Rahmenbedingungen nötig sind, um gut arbeiten zu können. Dazu zählen vor allem Kommunikationsräume und -zeiten.

Wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen

Die Schlüsselfrage, die es im Team zu lösen gilt, lautet: Wie können wir das Vertrauen im Team erhalten, auch wenn wir uns nicht alle täglich im Büro sehen?

Besprechen Sie gemeinsam, was Sie als Team brauchen, um dieses Vertrauen zu erhalten.

In diesem Zusammenhang ist erfahrungsgemäß auch wichtig, dass Sie Entscheidungen, die wesentliche Aspekte ihrer Zusammenarbeit betreffen, gemeinsam treffen. Definieren Sie gemeinsam, wie Sie neue Teammitglieder gut integrieren. Wie stellen Sie den Wissensaustausch untereinander sicher? Wie gelingt eine gegenseitige Unterstützung? Und wie schaffen Sie es, Konflikte offen anzusprechen? Was braucht es, damit diese konstruktiv und zeitnah gelöst werden?

Erfolge feiern

Nach meiner Erfahrung, werden Erfolge viel zu selten gefeiert – vor allem in Teams, die sich nicht regelmäßig im Büro begegnen. Daher: Planen Sie das gemeinsame Feiern in Ihrem Teamalltag ein. Der Rahmen dafür darf kreativ sein.

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