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Praxiswissen Teamentwicklung, Fokus

Teamentwicklung im Mittelstand

Mitarbeitende, die einander schätzen. Teams, die miteinander harmonieren. Eine Kultur des Vertrauens und der emotionalen Sicherheit sind für mittelständische Unternehmen mit bis zu 150 Mitarbeitenden ein zentraler Erfolgsfaktor. Denn, sind diese Faktoren nicht gegeben und es herrschen Misstrauen und Unsicherheit, sind Demotivation, Leistungsabfall, innere Kündigung, hohe Fehltage und letztlich auch äußere Kündigung fast unweigerlich die Folgen. Aufgrund der geringeren Personaldecke wirken sich diese Umstände auch viel schneller wirtschaftlich negativ aus als in größeren Unternehmen.

Im Rahmen unserer Beratungstätigkeit erleben wir häufig, dass in den mittelständischen Unternehmen die Qualität der Teamkultur im Alltag wenig Beachtung findet. Fokussiert wird auf das Produkt, Projekt oder die zu erbringende Leistung - gerade weil diese Unternehmen eine knapper bemessene Personaldecke haben. Fehlen darüber hinaus Ressourcen, versucht vor allem der Chef durch verstärkten operativen Einsatz, diese Lücke zu schließen. Zeit, die zum Führen fehlt.

Egal wie groß der operative Einsatz des Managements ist, eine vernachlässigte Teamkultur lässt sich durch Mitarbeit im Tagesgeschäft nicht kompensieren und führt auf Dauer zu wirtschaftlichem Schaden. Wir beschreiben in diesem Artikel wahrnehmbare Signale, die die Qualität der Team- oder Unternehmenskultur erkennen lassen. Ferner zeigen wir Möglichkeiten auf, um diese zu verbessern.

Teamentwicklung im Mittelstand - Organisationsentwicklung | Executive Coaching
Foto | Mangostar on Shutterstock

Management Summary

Teamentwicklung im Mittelstand hat einen zentralen Stellenwert für unternehmerischen Erfolg

Eine gesunde und vertrauensvolle Teamkultur ist für alle Unternehmen, vor allem aber für mittelständische, von entscheidender wirtschaftlicher Bedeutung. Sie zeichnet sich durch 5 zentrale Faktoren aus.

Fehlt diese Kultur, sind Demotivation, Leistungsabfall, innere Kündigung, hohe Fehltage und letztlich auch äußere Kündigung fast unweigerlich die Folge. Darunter leidet die Qualität, Kundenbeziehungen nehmen ggf. Schaden. Durch vermehrte Fehltage steigen die Personalkosten, Kündigungen ziehen Kosten für Personalsuche, Neueinstellungen und Einarbeitung nach sich. Und durch schlechte Bewertungen des Unternehmens in den sozialen Medien oder auf der Plattform kununu wird auch die Arbeitgebermarke beschädigt.

Wir geben im Artikel 5 konkrete Impulse, wie Sie die Teamkultur Ihres Unternehmens positiv verändern können. Erklären Sie Teamkultur und Teamentwicklung zur Chefsache und schaffen Sie emotionale Sicherheit, ein Gefühl der Gleichwertigkeit sowie Raum für Wachstum und Entwicklung, so dass Selbstvertrauen und Herzblut eines jeden Teammitglieds wachsen kann.

Wodurch zeichnet sich eine gesunde Teamkultur aus?

Eine gesunde Teamkultur zeichnet sich durch 5 zentrale Faktoren aus:

Herzblut der Teammitglieder

ausreichend Raum für Wachstum und Entwicklung eines Jeden

Gefühl der Gleichwertigkeit im Team

Selbstvertrauen der Teammitglieder

Emotionale Sicherheit

Woran lassen sich diese Merkmale erkennen?

Oft ist das Bauchgefühl ein guter Indikator für die Qualität der Teamkultur. Konkret wahrnehmbar werden die 5 Faktoren an folgendem Verhalten:

Aspekte einer gesunden Teamkultur

Herzblut

Ob Teammitglieder mit Herzblut bei der Sache sind, lässt sich im Allgemeinen recht leicht erkennen. Konkret bedeutet das, dass sie zu 100% Verantwortung für die gemeinsame Sache und die definierten Ziele übernehmen. Sätze wie „Das ist aber nicht meine Zuständigkeit.“ oder „Das ist doch nicht meine Aufgabe.“ gehören der Vergangenheit an.

Wachstum und Entwicklung

Die meisten Menschen wollen sich weiterentwickeln. Weiterentwicklung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden: der fachlichen, der persönlichen, der zwischenmenschlichen …

Ein Team muss Raum für Wachstum und Entwicklung bieten, damit Menschen sich darin dauerhaft wohl fühlen. Wenn Menschen die Zusammenarbeit mit ihrem Umfeld als nicht oder wenig bereichernd empfinden, werden sie in diese Zusammenarbeit auch kein Herzblut stecken. Der innere Rückzug beginnt und leitet den äußeren Rückzug ein.

Das kann sich beispielsweise darin zeigen, dass Teammitglieder einen 9-to-5-Job machen, die Sorgfalt leidet, zusätzliche Aufgaben nur mit Widerwillen und ggf. auch nicht fristgerecht erledigt werden, das Interesse an gemeinsamen Teamaktivitäten abnimmt, in Besprechungen nichts gesagt oder aber allem Gesagten widersprochen wird. Es kann sein, dass definierte Prozesse oder Standards nicht eingehalten werden, der eigene Weg bzw. Workaround entwickelt und verfolgt wird.

Gleichwertigkeit

Ob wir als Menschen uns gleichwertig fühlen, hängt sehr stark mit unserer familiären Herkunft und der Sozialisation in früher Kindheit zusammen. Das Gefühl, nichts oder weniger als andere wert zu sein, lässt sich an verschiedenen Aspekten erkennen:

  • die Haltung ist eher geduckt
  • es fällt schwer, Blickkontakt mit dem Gesprächspartner zu halten
  • Kritik wird als Ablehnung empfunden, deshalb wird geschmollt und sich zurückgezogen
  • die eigene Meinung wird kaum geäußert

Im Gegensatz zu diesen introvertierten Verhaltensweisen kann sich das Gefühl, nicht gesehen zu werden bzw. nichts oder weniger als andere wert zu sein, durch ein sehr präsentes Verhalten äußern. Dazu zählt beispielsweise:

  • übersteigerte Hilfsbereitschaft
  • permanentes Überschreiten der eigenen Belastungsgrenzen
  • häufiges Kritisieren
  • der Drang, sich zu allem äußern zu müssen

Selbstvertrauen

Das Selbstvertrauen, also das Vertrauen in die persönlichen Fähigkeiten, ist bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt und auch. stark von unserem frühkindlichen und kindlichem Erleben beeinflusst.

Es zeigt sich vor allem darin, wie stark sich Menschen neue Aufgaben zutrauen, ob Veränderung für sie eher etwas Positives ist oder ob Veränderung primär Angst bereitet. Geringes Selbstvertrauen kann sich auch an einer sehr leisen Stimme und einem introvertierten Verhalten zeigen.

Emotionale Sicherheit

Emotionale Sicherheit ist Grundvoraussetzung und Königsdisziplin zugleich. Denn nur, wenn sich die Mitglieder einer Organisation in ihr sicher fühlen, bringen sie sich auf unbekanntem Terrain ein, sind bereit, zu Experimentieren, Neues zu wagen, Fehler zu machen, für die beste Lösung zu streiten und Veränderung zu akzeptieren.

Das emotionale Sicherheitsbedürfnis eines jeden Einzelnen hängt stark vom individuellen Selbstvertrauen ab. Sichtbar wird die emotionale Sicherheit an folgenden Verhaltensweisen:

  • Feedback wird offen und ohne Rechtfertigung angenommen
  • Ideen werden aus verschiedenen Perspektiven offen und mit dem Fokus auf eine Lösung diskutiert
  • Es kann gut akzeptiert werden, wenn eingebrachte Ideen nicht oder nicht gleich umgesetzt werden
  • Erfolge anderer werden gefeiert, ohne dass ein Gefühl des Neides entsteht
  • Neue Kollegen werden offen empfangen und schnell ins Team integriert
  • Neue Kollegen werden nicht für persönliche Interessen instrumentalisiert

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass diese emotionale Sicherheit nicht empfunden wird, wenn zum Beispiel:

  • Kritik mit Ablehnung gleichgesetzt wird
  • Es als nicht wertschätzend empfunden wird, wenn Vorschläge und Ideen, die eingebracht wurden, nicht umgesetzt werden
  • sich Neid zeigt, wenn andere gelobt werden
  • der Erfolg den anderen nicht gegönnt wird
  • gute Leistung oder erzielte Ergebnisse anderer schlecht geredet werden
  • sich mit Ellenbogen durchgesetzt wird
  • Informationen zurückgehalten werden
  • neue Kollegen voreingenommen beäugt werden
  • neue Kollegen schnell mit Klatsch und Tratsch versorgt und für persönliche Interessen instrumentalisiert werden (Cliquenbildung)
  • kaum Ideen eingebracht werden
  • Ideen nicht offen diskutiert werden
  • allen Veränderungen kritisch und mit Widerstand begegnet wird

Ansatzpunkte für Teamentwicklung im Mittelstand

Teamkultur verbessern: Was können Sie tun?

Nachdem wir beschrieben haben, woran Sie erkennen können, welche Qualität Ihre Teamkultur hat, skizzieren wir nachstehend, was Sie tun können, um ein vertrauensvolleres Miteinander in Ihrem Team zu erreichen.

So können Sie Herzblut bei Teammitgliedern fördern

Achten Sie bei der Besetzung von Rollen stärker darauf, dass diese den Stärken und Talenten der Teammitglieder entsprechen. Nur wenn jemand seine Stärken und Talente in die tagtäglichen Aufgaben einbringen kann und auch dafür wertgeschätzt wird, wird er die Aufgaben mit Herzblut erledigen.

So können Sie bewusst Raum für Wachstum und Entwicklung bieten

Raum für Wachstum und Entwicklung können mittelständische Unternehmen zum einen durch gezielte Weiterbildungsangebote schaffen. Zum anderen sollte es auch außerhalb des Tagesgeschäftes Zeit und Raum für Teambuilding geben. Achten Sie als Führungskraft stärker darauf, dass die Menschen, die Sie einstellen und die zusammenarbeiten, persönlich miteinander klar kommen. Die Chemie muss grundsätzlich stimmen.

Und gerade an dieser Stelle erleben wir es immer wieder, dass Unternehmen Kompromisse machen und in der Zeit des Fachkräftemangels bei Bewerbern die fachliche Eignung signifikant in den Vordergrund stellen und die Frage nach dem Teamfit, also die Frage: „Passt der Bewerber zu uns?“ stark vernachlässigen.

Das ist ein Fehler. Denn: kommt jemand ins Unternehmen, der nicht zum Team passt, leidet perspektivisch das ganze Team. Es besteht nicht nur das Risiko des Leistungsabfalls sondern es kann auch zur Kündigung von Leistungsträgern kommen, die bisher auch die Teamkultur positiv geprägt haben.

Deshalb empfehlen wir bei Ressourcenengpass, die Wachstumsziele anzupassen und nur die Projekte anzunehmen, die mit dem bestehenden Team gemeistert werden können.

So können Sie das Gefühl der Gleichwertigkeit im Team oder Unternehmen stärken

Unternehmen und Führungskräfte können das Gefühl des Selbstwertes bei den einzelnen Teammitgliedern nur bedingt beeinflussen können. Was Sie tun können, ist, alle Mitglieder Ihres Teams bzw. Ihres Unternehmens gleichwertig und respektvoll zu behandeln, unabhängig von der Rolle, die sie im Team und Unternehmen einnehmen. Oft sind es kleine Gesten, die einen sehr hohen Stellenwert in der Wahrnehmung der eigenen Wertigkeit bekommen:

  • Werde ich von allen gegrüßt?
  • Wird mir gedankt, wenn ich etwas erledigt habe?
  • Werde ich nach meiner Meinung gefragt und wird diese berücksichtigt?
  • Nimmt sich mein Chef für mich Zeit, wenn ich ein Anliegen habe?
  • Werde ich mit allen anderen zusammen über die wesentlichen Dinge und Entscheidungen informiert? (Informationstransparenz)
  • Werden den „lauten“ Kollegen Grenzen aufgezeigt?

Gleichwertigkeit lässt sich auch fördern, in dem Sie Aufgabengebiete breiter definieren und die Verantwortung für die Erledigung von Aufgaben in Teams geben. Innerhalb des Teams organisieren die Mitglieder die Erledigung der Aufgaben eigenständig. Das kann dazu führen, dass perspektivisch jedes Teammitglied alle Aufgaben, die anfallen, beherrscht. So haben Teams eine höhere Flexibilität bei der Erledigung der Aufgaben und das Risiko der Ressourcenengpässe und des Kopf-Know-hows ist quasi Null.

So können Sie das Selbstvertrauen stärken

Leider ist unser Bildungssystem nicht darauf angelegt, Selbstvertrauen in Kindern wachsen zu lassen. Deshalb sehen wir darin eine zentrale Führungsaufgabe. Stärken Sie das Selbstvertrauen Ihrer Teammitglieder, in dem Sie regelmäßig ehrliches und konstruktives Feedback geben, konstruktiv mit Fehler umgehen und regelmäßig aufrichtig loben.

Selbstvertrauen fördern Sie auch, in dem Sie Verantwortung übertragen und den Gestaltungsspielraum der Teammitglieder erweitern. Raus aus der Komfortzone, rein in die Wachstumszone.

So können Sie das emotionale Sicherheitsgefühl stärken

Das Gefühl der emotionalen Sicherheit können Sie durch alles stärken, was dazu führt, dass die Vertrauensbasis wächst – sowohl die Basis des Selbstvertrauens als auch die Basis des Vertrauens in das Team und das Unternehmen als gesamte Organisation. Dazu zählen neben den bereits genannten Punkten unter anderem:

  • Es wird miteinander geredet, nicht übereinander
  • Irritationen werden direkt angesprochen
  • Das Ansprechen und Lösen von Konflikten wird gemeinsam gelernt
  • Über Aspekte, die für alle relevant sind, wird transparent kommuniziert
  • Sie schenken anderen Vertrauen und übertragen angemessen Verantwortung
  • Sie gehen konstruktiv mit Fehlern anderer um und geben eigene Fehler offen zu

Haben Sie beim Lesen des Beitrags Impulse erhalten?

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