Fehlerkultur - netzwerk managementberatung | coaching
Grafik | Claus Pescha
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Organisationsentwicklung | Fehlerkultur

Ooops! 10 Tipps für eine konstruktive Fehlertoleranzkultur

Von Sabine Walter, Head of netzwerk managementberatung | coaching

In vielen Unternehmen ist die Fehlerkultur gleichzusetzen mit einer Angstkultur. Sie lähmt und führt dazu, dass weder quer gedacht noch Neues ausprobiert wird. Eine destruktive Fehlerkultur hält Mitarbeiter und Führungskräfte davon ab, Risiken einzugehen und Verantwortung für Entscheidungen zu übernehmen. Manche Unternehmen gehen sogar soweit, dass sie monatlich ein Fehler-Reporting veröffentlichen und alle über die größten „Fehlerteufel“ am schwarzen Brett nachlesen können. Soetwas macht Innovation unmöglich.

In diesem Artikel geben wir Tipps für eine konstruktive Fehlerkultur und verdeutlichen den unternehmerischen Gewinn, der in diesem Kulturwandel steckt.

Elemente einer Fehlertoleranzkultur

Fehlerkultur – das gehört dazu

Zu einer konstruktiven Fehlerkultur gehören verschiedene Aspekte: angefangen von der Fehlerakzeptanz, also der Einstellung, dass Fehler Erfahrungen und Teil von Lern- und Entwicklungsprozessen sind. Damit einher geht Sanktionsfreiheit sowie ein Prozess, der das Lernen aus Fehlern ermöglicht.

Fehlerkultur: Toleranz und Akzeptanz

Wir leben in einer Kultur, in der Scheitern als Makel gesehen wird. Wir werden von klein auf darauf getrimmt, keine Fehler zu machen. Machen wir sie doch, kommt der Rotstift zu Einsatz, es kommt zu Sanktionen. Wir schämen uns. Dem Scham folgt die Angst vor Ablehnung. Der Selbstwert nimmt Schaden.

Was sind Fehler? Der Duden definiert Fehler als Abweichung vom Richtigen. Doch was ist richtig? Mit richtig meinen wir häufig, Regeln, Normen, Traditionen, ausgesprochene oder unausgesprochenen Erwartungen oder Vorstellungen. In Schweden definiert man Fehler nur als Abweichungen, sagt Maike van den Boom, Glücksforscherin,: „Skandinavier machen keine Fehler. Die kreieren nur Abweichungen.“

Natürlich gibt es Fehler, deren Auswirkungen zu sehr großen und irreparablen Schäden führen. Wir denken an die Katastrophe in Tchernobyl, Zugunglücke durch fehlerhafte Weichenstellungen, Operationsfehler im Krankenhaus, die zu bleibenden gesundheitlichen Einschränkungen oder gar zum Tod führen. Gemessen an der Gesamtanzahl der Fehler, ist das jedoch der signifikant kleinere Teil.

Daher sollte sich unsere Einstellung gegenüber Fehlern ändern. Fehler sind wichtige Erfahrungen. Sie sind Teil des Wachstums, wichtiges Element von Entwicklungsprozessen. Ohne Fehler keine Innovation. Mehrere Innovationen sind zufällig durch Fehler entstanden. Beispiele sind:

  • Post-it’s durch Spencer Silver
  • Tesafilm durch Entwickler der Firma Beiersdorf
  • Galvanisierung durch Charles Goodyear
  • Dynamit durch Alfred Nobel
  • Prinzip der Impfung durch Louis Pasteur

Wichtig ist, dass die Fehlertoleranz und Fehlerakzeptanz von der obersten Führungsebene für alle wahrnehmbar gelebt wird. Nur dann werden auch die Führungs- und Mitarbeiter-Ebenen Vertrauen fassen und Fehler als Teil von Entwicklung anerkennen.

Diese Einstellung wird auch dadurch sichtbar, dass Fehler offen zugegeben werden. Nur dann können sie zum Lernen beitragen und Chancen generieren.

Fehlerkultur: Von der Akzeptanz zur Sanktionsfreiheit

An die Fehlertoleranz ist die Frage nach den Konsequenzen gekoppelt. Wenn Fehler Teil von Entwicklungsprozessen sind, wird der Ruf nach Sanktionen obsolet. Davon ausgenommen sind Dinge, die mit Vorsatz passieren und bewusst schaden sollen.

Rahmenbedingungen, um aus Fehlern zu lernen

Aus Fehlern lernen wir nicht automatisch, nur weil sie passieren. Vielmehr braucht es einen vertrauensvollen Rahmen und verschiedene Impulse, damit Fehler zu Weiterentwicklung oder Lernen führen.

  • Die Regeln / Normen oder Erwartungen sind bekannt.
  • Fehlertoleranz und Sanktionsfreiheit sind vorhanden.
  • Es gibt Raum und die Fähigkeit zur Selbstreflexion, so dass Fehler erkannt und bewertet werden können.
  • Es besteht ausreichend Expertise, um Dinge bei Fehlern zu verändern, deren Wiederholung sich nicht lohnt.
  • Es herrscht Vertrauen, so dass offen über Fehler gesprochen wird.
  • Bei der Fehlerbehebung liegt der Fokus auf der Lösung des Problems statt auf der Schuldfrage.
  • Die Einstellung, dass Fehler Teil von Entwicklungsprozessen sind, ist in der Persönlichkeit verankert, so dass Fehler nicht zur Verringerung des Selbstwertes führen.

Zusammenfassung

Fehlerkultur: Ein top-down Prozess, der Zeit braucht

Wie jeder Prozess, der an unseren Werten, Erziehungsmustern, an alt Bekanntem und Etabliertem rüttelt und nicht nur ein Umdenken, sondern das Loslassen alter Muster und Glaubenssätze und die Entwicklung unserer Persönlichkeit erfordert, dauert dies seine Zeit. Daher ist die Veränderung der Fehlerkultur in den Unternehmen ein tiefgreifender Veränderungsprozess, der top-down stattfindet. Welches sind die 10 wichtigsten Schritte dabei?

  1. Fehlerakzeptanz durch die oberste Führungsebene: Fehler sind Erfahrungen und Teil des Entwicklungsprozesses und führen nicht zur Verringerung des Selbstwertes.
  2. Vorbildwirkung der obersten Führungsebene: Fehler werden offen zugegeben.
  3. Differenzierter Blick: Wo brauchen wir weiterhin eine Null-Fehler-Kultur und wo nicht?
  4. Weiterbildung: Kontinuierliche Weiterbildung on und off the job
  5. Risikominimierung: Bei Entscheidungen von großer unternehmerischer Tragweite hilft es, ein Worst-Case-Szenario zu antizipieren und zu überlegen, wie dieses vermieden werden kann. Fragen, die wir im Artikel „critical thinking“ vorgestellt haben, helfen dabei.
  6. Lösungsfokussierte Kommunikation statt Schuldfrage: Wie gelingt es uns …? Was genau machen wir das nächste Mal anders? Wie noch lässt sich … vermeiden?
  7. Fehleranalyse und -bewertung: Raum zur Selbstreflexion lassen
  8. Feedback-Kultur: Im Alltag kontinuierlich konstruktives Feedback geben
  9. Lernprozess institutionalisieren: Welche Fehler haben wir gemacht? Was haben wir dabei gelernt? Welche Chancen ergeben sich daraus für uns? Lohnt es sich, diesen Fehler noch einmal zu machen? Wenn nicht, was ändern wir, damit es schwerer wird, ihn zu wiederholen?
  10. Umsetzung: Dinge, die aus Fehlern gelernt wurden, umsetzen und die Änderung begründen

Fehlerkultur

Fazit

Fehlerkultur und Innovationskraft sind eng miteinander verknüpft. Daher können wir es uns auch als Gesellschaft nicht länger leisten, an der Null-Fehler-Grenze festzuhalten. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Dieses deutsche Sprichwort sollte endlich wieder Programm sein.

Ihr nächster Schritt zu einer besseren Fehlerkultur

In unserem „Quick-Check Fehlerkultur“ haben wir wesentliche Indikatoren zusammengestellt, anhand derer Sie die Fehlerkultur Ihres Unternehmens oder Teams auf einen Blick einschätzen können.

Verbesserte Fehlerkultur

Ihr nächster Schritt: Team- und Organisationsentwicklung

Sie möchten Ihre Fehlerkultur im Unternehmen oder im Team deutlich verbessern und so die Grundlage für eine höhere Innovationskraft legen, dann sollten wir miteinander sprechen, wie wir das angehen.

Die Veränderung der Fehlerkultur ist ein top-down Prozess im Unternehmen. Ein konstruktiver und offener Umgang mit Fehlern muss allen voran vom Top-Management gelebt werden.

Kontaktieren Sie uns und vereinbaren Sie einen Beratungstermin.

Organisationsentwicklung: Ihr Nutzen

Unternehmen, die uns für die Moderation und Begleitung von Veränderungsprozessen nutzen, erreichen ihre Ziele, sind sehr zufrieden und empfehlen uns weiter. So auch Constanze Hintze, Geschäftsführerin des Finanzberaters SVEA KUSCHEL + Kolleginnen in München:

“Es ist die Bodenständigkeit ihrer Arbeit, die mich an Sabine Walter begeistert. In dem Coaching mit dem Team von Svea Kuschel + Kolleginnen ging es um die unternehmerische Vision und deren Umsetzung. Dass dabei die kritischen, emotional auch wunden, Punkte herausgearbeitet, angegangen und praxistauglich gelöst werden, ist vor allem ihr Verdienst. Sie schafft dieses in einer perfekten Mischung aus Führen und Loslassen, Zuhören und Nachfragen, Nähe und Distanz. Ich kann jedem Unternehmen nur empfehlen, Veränderungs- und Weiterentwicklungsprozesse mit ihr zu gestalten!

Passendes Weiterbildungsangebot

Executive Coaching zur Weiterentwicklung der persönlichen Fehlertoleranz

Da die Veränderung der Fehlerkultur ein top-down Prozess ist, ist die persönliche Fehlertoleranz von Führungskräften auf allen Ebenen von entscheidender Bedeutung.

Unser Executive Coaching bietet auch dafür den Rahmen. Ihr Coach, Sabine Walter, analysiert mit Ihnen Ihr persönliches Fehlerverhalten, Ihre Fehlertoleranz und -akzeptanz. Blockierende Persönlichkeitsmuster und Glaubenssätze werden aufgelöst und der kommunikative Umgang mit Fehlern trainiert.

So erreichen Sie in Ihrer Organisation eine Vorbildwirkung und stehen glaubwürdig für die Veränderung, die Sie initiieren.

Weiterführend zum Thema

Podcast: DER ACHTE TAG # 55 – PHILIP KEIL

Der Pilot und Autor Philip Keil führt in diesem Podcast aus, was Führungskräfte von Piloten lernen können. “Wer Ziele erreichen will, muss Menschen erreichen.” Und er muss dafür sorgen, dass Fehler gemacht werden, aber schnell aus ihnen gelernt wird, um Fehlerketten zu vermeiden. Was braucht es, damit wir aus der Krise lernen und nicht abstürzen, sondern neu starten? Philip Keil gibt hörenswerte Antworten.

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