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Moderne Führung | Strategieentwicklung

Zielbild- und Strategieentwicklung für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Von Sabine Walter, Head of netzwerk managementberatung | coaching

Der klassische Zielsetzungs- und Strategieprozess läuft bei vielen Unternehmen ähnlich ab. Das Top-Management überlegt sich eine Wachstumsrate. Daraus ergeben sich Umsatz und EBIT, die am Ende der jeweiligen Jahre erreicht werden sollen. Diese Zahlen sind gesetzt und werden in die Organisation „gedrückt“. Das Mittelmanagement erarbeitet Maßnahmen und findet sich in verschiedenen Budgetrunden wieder, bis am Ende Ziele und Maßnahmen definiert sind, hinter denen die Mitglieder des Unternehmens nur bedingt stehen und die in immer mehr Fällen zur Überlastung der Organisation führen. Denn, die knappe Ressource Mensch wird zwar von allen beklagt, findet sich aber in ambitionierten Zielen und Strategien in der Regel nicht wieder.

Das hat zur Folge, dass diese Form der Zielbild- und Strategieentwicklung keine Grundlage für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg darstellt.

Die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Unternehmen dauerhaft erfolgreich sind, ist Kern unserer Arbeit als Organisationsentwickler. Deshalb möchte ich Ihnen in diesem Artikel ein alternatives Vorgehen für den Zielsetzungs- und Strategieprozess skizzieren.

Ausgangspunkt des Zielsetzungs- und Strategieprozesses ist ein Modell, das treue Leser dieses Blogs bereits kennen.

Felder Zielbild Strategie - netzwerk managementberatung | coaching
Darstellung: Aspekte wirksamer Führung als Grundlage für Zielbild- und Strategieprozess

Wie können Sie dieses Modell in Ihrem Zielsetzungs- und Strategieprozess nutzen?

Vorgehen zur Entwicklung eines nachhaltigen Zielbildes und einer daraus abgeleiteten Unternehmensstrategie

Das Vorgehen, das ich Ihnen vorstellen möchte, besteht aus 6 Schritten. Die Schritte als solche werden Ihnen bekannt sein, den Unterschied machen die Fragen, die aus meiner Sicht in diesen jeweiligen Prozessschritten gestellt werden sollten, um ein nachhaltiges Zielbild und eine daraus abgeleitete Strategie zu entwickeln.

VORGEHEN STRATEGIEENTWICKLUNG IM ÜBERBLICK

1. Zielbild entwickeln

Auf Grundlage des oben dargestellten Modells entwickeln Sie das Zielbild Ihres Unternehmens. Die Leitfragen dazu stelle ich nachfolgend vor.

2. Zielbild ausformulieren

Damit das Zielbild für alle Mitglieder der Organisation verständlich wird, sollte es ausformuliert werden. Worauf Sie achten sollten, erkläre ich später im Artikel.

3. Strategie ableiten

Aus dem formulierten Zielbild können Sie mit der Leitfrage: „Was braucht es, damit wir unser Zielbild erreichen?“ die Strategie ableiten. Im nachfolgenden Artikel nenne ich Beispielfragen, die bei der Konkretisierung der Strategie helfen.

4. Maßnahmen ableiten und zeitlich einordnen

Die zentrale Frage dieses Schrittes ist: „Was ist genau zu tun und bis wann?“

5. Verantwortlichkeiten definieren

In diesem Schritt geht es um die Frage: „Wer kümmert sich worum?“

6. Strategie quantifizieren

Erst an dieser Stelle im Prozess bewerten Sie die Strategie monetär. Denn Sie brauchen Sicherheit, ob die erarbeitete Strategie mit den finanziellen Mitteln des Unternehmens erreicht werden kann.

Schauen wir uns nun diese sechs Schritte im Detail an.

1 | Zielbild entwickeln

Aus dem oben dargestellten Modell lassen sich Fragen ableiten, die Ihnen dabei helfen, die zentralen Elemente Ihrer Unternehmensziele und Strategie zu definieren. Folgende Leitfragen nutze ich gern, wenn ich Unternehmen in diesem Prozess begleite:

LEITFRAGEN ZIELBILD MARKT & GESELLSCHAFT

  • Welchen Wandel wollen wir primär gestalten: den digitalen, ökologischen, sozialen?
  • Welche Problem- und Fragestellungen unserer Kunden / der Gesellschaft wollen wir in
    diesem Jahr / im nächsten Jahr / in den kommenden 2-3 Jahren lösen?
  • Was bekommen Interessierte in 2-3 Jahren von uns, was sie woanders nicht bekommen?
  • Welches Leistungsversprechen wollen wir unseren Kunden Ende kommenden Jahres abgeben?

Sicherlich haben Sie bemerkt, dass die aufgeführten Leitfragen einen unterschiedlichen Zeithorizont haben. Es empfiehlt sich alle zeitlichen Ebenen des Zielbildes zu betrachten. Beginnen Sie immer mit der Ebene, die zeitlich am weitesten entfernt ist und entwickeln Sie Ihr Bild vom Allgemeinen zum Konkreten.

Sollte es Ihnen und Ihrem Team schwer fallen, ein Zielbild mit diesen Fragen zu entwickeln, kann es hilfreich sein, sich der Positionierung am Markt und in der Gesellschaft über eine Negativabgrenzung zu nähern. Fragen hierfür sind:

  • Welche Märkte / Kunden betrachten wir zukünftig nicht mehr?
  • Mit welchen Problemen / Fragen wollen wir uns nicht mehr beschäftigten?
  • Wie würde unser Geschäftsmodell aussehen, wenn wir 1:1 unsere Mitbewerber kopieren?

Diese Antworten sagen Ihnen, was Sie nicht (mehr) möchten und erleichtern damit vielleicht, sich klar zu werden, wofür Sie in Zukunft stehen wollen.

Haben Sie eine Vorstellung von Ihrer Positionierung am Markt gewonnen, richten Sie den Blick nach innen und betrachten Prozesse, Systeme, Strukturen und die Menschen.

LEITFRAGEN ZIELBILD ORGANISATION

  • Wie müssen unsere Prozesse, Strukturen und Systeme zum Zeitpunkt X sein, damit uns das Erschaffen unserer Produkte und Dienstleistungen, das Einhalten unseres Leistungsversprechens und produktives Arbeiten möglich ist?
    • Wo sind wir gefordert, Komplexität zu reduzieren? 
    • Wo lassen sich Schnittstellen verringern?
    • An welchen Stellen brauchen wir mehr Stabilität? Wo mehr Flexibilität?

LEITFRAGEN ZIELBILD MENSCHEN

  • Welche Menschen brauchen wir zum Zeitpunkt X innerhalb und außerhalb unseres Unternehmens dafür?
  • Was braucht es, damit diese Menschen dauerhaft mit Kopf und Herz bei der Sache sind?
  • Wie stellen wir sicher, das diese Menschen dauerhaft Raum haben, sich zu entwickeln?

Bevor Sie die Antworten auf die verschiedenen Leitfragen in ein Zielbild gießen, sollten Sie diese anhand von drei Fragestellungen prüfen:

  • Sind die Ideen grundsätzlich realisierbar? (Machbarkeit)
  • Machen sie für unser Unternehmen Sinn? (Sinnhaftigkeit)
  • Sind sie ethisch vertretbar? (Ethische Vertretbarkeit)

Die Aspekte des Zielbildes, die auf alle drei Fragen ein „ja“ bekommen, können als fester Bestandteil in Ihr Zielbild aufgenommen werden.

Damit Sie eine konkretere Vorstellung davon bekommen, welche Elemente zu diesen drei Fragen gehören, liste ich nachstehend einige Beispiele auf.

MACHBARKEITSINNHAFTIGKEITETHISCHE VERTRETBARKEIT
Technische Umsetzbarkeit
Nachhaltiger MarkterfolgKonformität mit den Werten des Unternehmens
LegalitätFehleranfälligkeitKonformität mit den Werten der Gesellschaft
RealisierungsdauerRisiko des Scheiterns
Aspekte zu Machbarkeit, Sinnhaftigkeit und ethische Vertretbarkeit

2 | Zielbild ausformulieren

Damit das Zielbild für alle Mitglieder Ihrer Organisation verständlich wird, empfehle ich, dieses auszuformulieren. Beginnen Sie mit dem Jahr, für das das Zielbild gilt, formulieren sie es im Präsens und quantifizieren Sie, wo es sinnvoll ist.

BEISPIELE FÜR ELEMENTE EINES AUSFORMULIERTEN ZIELBILDES

Markt & Gesellschaft

„Wir gestalten den … Wandel. Dafür bieten wir / beliefern wir … im Jahr 2025 … „

„Unsere Kunden gewinnen durch unsere Leistung … / sparen mit unseren Produkten … ein.“

Organisation

„Wir nutzen … (Systeme), haben max. x% Reklamationen.“

Menschen

„Wir sind eine Plattform für Menschen mit (Erfahrungen / Kompetenzen). Sie schätzen an uns ….. Wir leben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit … (Kooperationspartner).“

Steht Ihr Zielbild, geht es nun darum, daraus eine Strategie abzuleiten.

3 | Strategie ableiten

Leitfrage zur Strategieentwicklung ist: „Was braucht es, damit wir unser Zielbild erreichen?“ Und um diese Frage zu konkretisieren, nutzen Sie wieder die Struktur Markt-Organisation-Menschen. Nachstehend bekommen Sie einige Beispielfragen, die Ihnen bei der Entwicklung der Strategie helfen.

MARKT & GESELLSCHAFTORGANISATIONMENSCHEN
Was müssen wir markt- und kundenseitig tun, damit …?
Welche Prozesse müssen wir neu aufsetzen, damit…?Welche Kompetenzen müssen wir aufbauen?
Welches Marktverständnis müssen wir aufbauen?Welche Systeme müssen wir verändern, damit…?Welche davon intern? Welche extern?
Welche Kundenbedarfe gilt es besser zu verstehen?Welche Strukturen müssen wir abschaffen, damit…?Wie machen wir das?
Beispielfragen Strategieentwicklung

Die Strategiebausteine, die Sie in dieser Phase erarbeiten, gilt es im nächsten Schritt in Maßnahmen runterzubrechen und in einen zeitlichen Ablauf zu bringen.

4 | Maßnahmen ableiten und zeitlich einordnen

In diesem Schritt werden Sie konkret.

  • Was genau ist zu tun und bis wann?
  • Was ist der konkrete erste Schritt nach dem Strategie-Workshop?

Hinweis: Achten Sie bei der zeitlichen Planung auf eventuelle Abhängigkeiten der verschiedenen Maßnahmen.

5 | Verantwortlichkeiten definieren

Im Sinne einer zielgerichteten Umsetzung Ihrer Strategie hinterlegen Sie nun hinter jede Maßnahme konkrete Verantwortlichkeiten. Wer kümmert sich worum?

6 | Strategie quantifizieren und Plan B entwickeln

Sie werden beim Lesen bemerkt haben, dass alle Fragen, die Sie sich in den ersten 5 Schritten dieses Vorgehens zur Entwicklung eines Zielbildes und einer Strategie stellen, inhaltlicher Natur sind. Keine Frage betrachtet das Wachstum. Denn: Das Wachstum kann bei diesem Vorgehen eine Resultante sein.

Wenn Sie echte Probleme unserer Gesellschaft und / oder Ihrer Kunden lösen und mit Ihren Produkten und Dienstleistungen konkreten Mehrwert generieren, werden Ihre Produkte und Dienstleistungen nachgefragt werden.

Sind Sie dann noch in der Lage Strukturen und Prozesse zu etablieren, die wettbewerbsfähig sind und ein produktives Arbeiten ermöglichen, verdienen Sie Geld und sind nachhaltig unternehmerisch erfolgreich.

Dennoch ist es natürlich absolut erforderlich, dass Sie die Strategie quantifizieren und ein Gefühl dafür entwickeln, ob das Zielbild, dass Sie definiert haben, mit den finanziellen Mitteln des Unternehmens erreicht werden kann. Die Leitfrage dafür kann sein:

Wenn wir diese Strategie so umsetzen, was bedeutet das für

  • unser Budget
  • unsere Investitionen?

Sobald Sie eine Vorstellung davon haben, was Ihre Strategie kostet, können Sie auch definieren, welches Ergebnis Sie mindestens erwirtschaften müssen, um sich diese Strategie leisten zu können. Die dazugehörige Leitfrage ist: „Was müssen wir mindestens mit unserem bestehenden Geschäft erwirtschaften, damit wir uns diese Strategie leisten können?“

Und Sie sollten einen Plan B entwickeln, um gewappnet zu sein, falls sich das nötige Budget nicht erwirtschaften lässt. „Welche Aspekte unserer Strategie verändern wir in welcher Form, sollten wir nur ein Budget in Höhe von X zur Verfügung haben?“

Fazit: Zielbild- und Strategieprozess für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Nachhaltiger Unternehmenserfolg sollte anstelle von Wachstum Ausgangspunkt für die Entwicklung von Zielbild und Strategie sein

Um mit Ihrem Unternehmenszielbild und der daraus abgeleiteten Strategie die Grundlage für nachhaltigen Unternehmenserfolg zu legen, empfehlen wir ein Vorgehen in 6 Schritten:

  1. Zielbild entwickeln auf Grundlage des Dreigestirns Markt/Gesellschaft – Organisation – Menschen
  2. Zielbild ausformulieren
  3. Strategie ableiten
  4. Maßnahmen ableiten und zeitlich einordnen
  5. Verantwortlichkeiten definieren
  6. Strategie quantifizieren und Plan B entwickeln

Entscheidend bei diesem Vorgehen ist, dass Sie durch die Art der Fragestellung den Fokus auf die inhaltlichen Aspekte Ihres Unternehmens legen und nicht auf das pure Wachstum. Wachstum kann ein Ergebnis Ihres Vorgehens sein.

In einer Welt, in der knappe Ressourcen eine immer größere Rolle spielen, ist es unternehmerisch notwendig, sich vom Treiber „Wachstum“ zu verabschieden. Es werden die Unternehmen langfristig erfolgreich sein, die es verstehen, am Markt oder in der Gesellschaft vorhandene Probleme intelligent zu lösen.

Sollten Sie Ihren Zielbild- und Strategieprozess von uns moderieren lassen wollen, kontaktieren Sie uns.

Haben Sie beim Lesen des Beitrags Impulse erhalten?

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