Mitarbeitergespräche souverän führen - managementberatung | coaching
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Persönlichkeitsentwicklung | Kommunikation

Perspektivwechsel – Mitarbeitergespräche aus Sicht der Arbeitnehmer

Von Anja Kluge

Vielleicht stehen in Ihrem Unternehmen auch bald wieder Mitarbeitergespräche an oder Sie sind bereits mittendrin. Diese Gespräche lösen bei der Mehrheit der Beteiligten ein wenig Stress aus. In der Rolle der Führungskraft muss man sich gut überlegen, was man seinen Mitarbeitenden rückmelden möchte, aber sich genauso darum bemühen, gut zuzuhören, nachzufragen und zu verstehen, was das Gegenüber beschäftigt. In der Rolle des Mitarbeitenden ist man oft gespannt, was man denn zu hören bekommt. Nachdem wir bereits in unserem Artikel „Lass uns sprechen – Mitarbeitergespräche: Vorbereitung, Durchführung, Stolperfallen“ die Perspektive des Vorgesetzten beleuchtet haben, stellen wir in diesem Artikel die Perspektive des Mitarbeitenden in den Fokus — Perspektivwechsel. Wir beantworten unter anderem die Frage: Wie bereite ich mich als Arbeitnehmer auf ein Mitarbeitergespräch vor?

Durch das hierarchische Verhältnis rutschen viele Mitarbeitenden im Rahmen der Mitarbeitergespräche eher in eine passive Rolle. Sie hören zu, was sie für Feedback bekommen, kommentieren es vielleicht, freuen sich oder erklären sich. Am Ende entwickeln sie vielleicht mit der Führungskraft gemeinsam noch Ziele für das nächste Jahr. Das Gespräch als Dialog auf Augenhöhe zu gestalten, fällt leider oft schwer.

Doch gerade durch den Dialog auf Augenhöhe, kann sich ein wirklich wertvolles Gespräch entwickeln. Hier mehrere Tipps, wie Sie auch in der Mitarbeitenden-Rolle das Gespräch aktiv gestalten und Ihrer Führungskraft auf gelungene Weise Feedback geben können:

Wie bereite ich mich als Arbeitnehmer auf ein Mitarbeitergespräch vor?

1. Gesprächsziel und -schwerpunkte

Es empfiehlt sich, sich auf Mitarbeitergespräche vorzubereiten. Am besten lesen Sie sich auch noch einmal die Dokumentation Ihres letzten Gesprächs durch. Diese drei Fragen können Sie sich im Vorfeld stellen, um sich darüber klar zu werden, wie Sie die Zeit im Gespräch nutzen möchten:

  • Was möchte ich mit dem Gespräch erreichen?
  • Welche Themen möchte ich ansprechen? 
  • Welche konkreten Fragen möchte ich stellen? 

Damit sind Sie in der Lage, das Gespräch gezielter auf bestimmte Themen und Fragestellungen lenken. Doch die Vorbereitung geht weiter.

Wie bereite ich mich als Arbeitnehmer auf ein Mitarbeitergespräch vor?

2. Reflexion über die eigene Leistung

Kernstück des Mitarbeitergesprächs ist in der Regel , dass Sie Feedback erhalten und man gemeinsam über weitere Entwicklungsmöglichkeiten nachdenkt. Überlegen Sie sich also:

  • Was ist im vergangenen Jahr besonders gut gelaufen? Warum?
  • Welche Ziele haben Sie erreicht und wie?
  • Was ist nicht so gut gelaufen und warum?
  • Welche Ziele haben Sie verfehlt und warum?
  • Wie gut passt Ihr Aufgabengebiet zu Ihren Stärken und Interessensgebieten? 
  • Was würden Sie da gern verändern?
  • Wie klappt die Zusammenarbeit mit Kollegen und ggf. Kunden?
  • Wo können und wollen Sie noch wachsen?
  • Was sind Sie bereit in Ihre Weiterentwicklung zu investieren? Wo brauchen Sie die Unterstützung Ihrer Führungskraft oder des Unternehmens?

Mit Hilfe der vorangegangenen Fragen, können Sie sich auf das Feedback Ihrer Führungskraft vorbereiten und auch Ihr ehrliches, eigenes Feedback daneben stellen. Spannend ist es dann zu sehen, wo Sie übereinstimmen und wo nicht.

Wie verhalte ich mich als Arbeitnehmer im Mitarbeitergespräch?

3. Verhalten im Gespräch

Viele Mitarbeiter machen sich Gedanken, wie Sie sich im Mitarbeitergespräch verhalten sollen. Daher den wichtigsten Tipp vorab: Seien Sie authentisch. Zeigen Sie sich, wie Sie sind. Mit einer guten Vorbereitung, haben Sie Ihre Gedanken strukturiert. Selbstverständlich können Sie Ihre Notizen nutzen, um im Gespräch den roten Faden zu behalten. Begründen Sie Ihre eigene Einschätzung, stellen Sie offene Frage, um die Sicht des Vorgesetzten zu verstehen.

  • „Warum hast du mich so bewertet?“
  • „Woran genau machst du das fest? „
  • „Was konkret wünschst du dir von mir?
  • „Was hätte ich leisten müssen, um in dieser Rubrik eine um einen Punkt bessere Bewertung zu erhalten?“

Nachdem Sie Feedback erhalten haben, haben Sie Gelegenheit, Ihrer Führungskraft Feedback zu geben. Wir geben Tipps, damit dieses gelingt.

Wie gebe ich meinem Chef Feedback?

4. Feedback an die Führungskraft

Viele Mitarbeitende haben Angst, ihrer Führungskraft Feedback zu geben oder sogar zu sagen, was sie stört, da sie negative Konsequenzen befürchten. Wer es gewagt hat, macht oft sehr positive Erfahrungen damit.

Chancen des Vorgesetzten-Feedback

  • Sie haben die Möglichkeit, etwas zu verändern, wenn Sie es ansprechen.
  • Viele Führungskräfte sind dankbar, wenn sie Rückmeldungen erhalten. Denn: Je höher die Position, desto seltener wird das Feedback.
  • Es besteht die Chance, dass durch ein offenes und konstruktives Feedback die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrer Führungskraft vertrauensvoller wird.

Vorbereitung des Feedbacks

Was möchten Sie Ihrer Führungskraft sagen? Nachstehend einige Impulsfragen für Sie:

  • Was schätze ich an meiner Führungskraft?
  • Was finde ich gut an ihrem Führungsverhalten?
  • Was läuft gut in unserer Zusammenarbeit?  
  • Wo wünsche ich mir Veränderungen im Führungsverhalten meiner Führungskraft und warum? Warum ist es auch für die Führungskraft von Vorteil, wenn sie dem Wunsch nachkommt und ihr Verhalten ändert?
  • Wo treten Missverständnisse, Konflikte oder Frustration auf?
  • Welche konkreten Beispiele haben Sie, um ihre Beobachtungen zu unterstreichen?

Überlegen Sie stets, ob die Führungskraft auch Einfluss auf die von Ihnen genannten Themen hat. Wenn ja, dann steigen die Chancen auf Erfolg.

Feedbackregeln

Wie formulieren Sie Feedback an Ihre Führungskraft am besten? Bei jedem Feedback, egal ob beruflich oder privat, sind Feedbackregeln hilfreich. Beherzigen Sie also folgende Grundsätze:

Was ist Ziel der Rückmeldung? Möchten Sie Ärger loswerden oder etwas verändern? Wenn Sie etwas verändern möchten, sollten Sie Ihr Feedback auf Dinge beziehen, die der Feedbackempfänger beeinflussen kann, also beispielsweise auf sein Verhalten. Damit der Empfänger Ihr Feedback nachvollziehen kann, hilft es, wenn Sie Ihr Feedback auf konkrete Situationen beziehen.

Darüber hinaus gilt:

  • Zugewandte Haltung: Der Feedbackempfänger ist Teil der Lösung.
  • Ich-Botschaften formulieren statt Vorwürfe äußern
  • Nicht nur Kritisches zurückmelden, sondern auch Positives ansprechen.
  • Nicht Verallgemeinern („immer“ und „nie“ unbedingt vermeiden), sondern Konkretes benennen.
  • Klare Sprache nutzen, Weichmacher wie z.B. „eigentlich“, „eventuell“, „vielleicht“ weglassen.

Und nun geht’s ans konkrete Formulieren und da macht ja bekanntlich der Ton die Musik. Um nicht in Vorwürfe abzugleiten, nutzen Sie am besten ein bewährtes Modell aus der Gewaltfreien Kommunikation (vgl. Marshall Rosenberg). Kern dieses Modells ist die WWW-Regel. Dabei stehen die Ws für „Wahrnehmung“, „Wirkung“, „Wunsch“. Wie betten Sie dieses Kernelement nun in ein komplettes Gespräch ein?

Feedback-Gesprächsstruktur

  1. Gesprächseinstieg und Einverständnis abholen
    Ich würde dir gern auch ein Feedback geben. Darf ich?
  2. Wahrnehmung schildern
    Mir ist gestern / bei dieser Situation aufgefallen, …
  3. Wirkung
    Das hat mich irritiert / verwundert / gefreut … (Gefühl benennen)
  4. Wunsch
    Für zukünftige Situationen wünsche ich mir / bitte ich dich ….
  5. Zum Dialog öffnen
    Wie siehst du das? / Was sind deine Gedanken dazu? / Inwieweit kannst du das verstehen?
  6. Positiver Gesprächsabschluss
    Danke, dass du mir zugehört hast. / Vielen Dank, dass du meinen Wunsch berücksichtigst.

Vielleicht mag diese Gesprächsstruktur anfangs etwas ungewohnt sein oder in Ihren Ohren noch unnatürlich klingen. Wenn Sie diese Struktur üben und Ihre eigenen Worte verwenden, wird Ihnen das Feedback immer leichter über die Lippen kommen. Testen Sie die Feedbackstruktur doch mal privat, damit Sie sich im Gespräch mit Ihrer Führungskraft von Anfang an sicherer fühlen.

Fazit: Feedback geben

Ihr Feedback so zu formulieren, dass Ihr Gegenüber es auch gut annehmen kann, wird Ihnen in vielen Lebenslagen helfen. Nun also viel Freude beim Ausprobieren und gute Gespräche. 

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