Team- und Organisationsentwicklung: Teamübung einen Stab gemeinsam mit den Fingern auf den Boden zu legen - managementberatung | coaching
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Teamentwicklung nach Corona

Zurück ins Büro: Teamentwicklung im Fokus

Von Sabine Walter, Head of netzwerk managementberatung | coaching

Der Bedarf nach einer strukturierten Teamentwicklung wächst. Gerade in der aktuellen Zeit, in der viele Monate Homeoffice in einigen Teams Kommunikation, Zusammenhalt und Zusammenarbeit schwinden ließ, erfordert die Rückkehr in das Unternehmensbüro in gewissem Maße einen Neubeginn. Wir empfehlen, sich auch außerhalb des Büroalltags Zeit dafür zu nehmen und skizzieren in diesem Artikel, wie ein „Neubeginn“ gelingen kann.

Gute Teams sind gute Teams – egal bei welcher Arbeitsform

Wir begleiten gerade verschiedene Teams dabei, sich nach den vielen Monaten Homeoffice oder „Schichtanwesenheit“ wieder zu finden. Dabei wird eines sehr schnell klar: Teams, die einander vertrauen und in denen klare Regeln für ein produktives Miteinander gelebt werden, sind besser durch diese Zeit gekommen als Teams, bei denen bereits vorher die Zusammenarbeit auf wackeligen Füßen stand. Diese Teams haben während der letzten Monate vermehrt Konflikte, einen Produktivitätsverlust, ein vermindertes Engagement bei der Lösung gemeinsamer Probleme oder eine schlechtere Kommunikation gespürt.

Das verdeutlicht, dass die Veränderung der Arbeitsform in den meisten Fällen nicht Ursache für eine schlechtere Teamarbeit ist, sondern allenthalben Auslöser. Durch eine Veränderung der Arbeitsform – sei es in mehr Homeoffice oder in mehr Büropräsenz – wird lediglich transparent, welche Stärken und Schwächen im Team bereits vorhanden sind. Unsere Analysen haben ergeben, dass die häufigsten Konfliktursachen, die sich hemmend auf eine vertrauensvolle Teamarbeit ausgewirkt haben, sind:

  • unklare bzw. wenig motivierende Ziele
  • Arbeit macht wenig Spaß
  • mangelnde Klarheit in Bezug auf Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungskompetenzen
  • kein oder wenig Raum für formellen und informellen Austausch im Team
  • geringes Vertrauen ineinander

Teamanalyse: Status quo und Lessons learned

Gesamthafter Blick auf das Team

Damit Teams ein Bewusstsein für ihre Stärken und Entwicklungsfelder bekommen, lohnt es sich, gesamthaft auf das Team zu schauen. Wir haben dazu 18 Kriterien in einem Teamrad zusammengefasst, die einen sehr guten Überblick geben, wie vertrauensvoll das Team arbeitet und welche Elemente weiterzuentwickeln sind. Meistens geht es um Zielklarheit, Struktur, aufrichtige Kommunikation und die Wertschätzung des Einzelnen.

Eine Teamanalyse über das Teamrad können Sie mit uns durchführen und innerhalb von 2 Wochen eine Ergebnisdarstellung inkl. der Teamstärken, Entwicklungsfelder und konkreter Handlungsempfehlungen erhalten.

Lessons learned aus den vergangenen Monaten

Darüber hinaus empfehlen wir, aus den vergangenen Monaten Bilanz zu ziehen:

  • Was lief gut, auch oder gerade während der Zeit im Homeoffice?
  • Was davon wollen wir bewahren / ausbauen?
  • Was hat unsere Produktivität behindert?
  • Wie sind wir mit solchen Unwägbarkeiten umgegangen?
  • Was können wir verändern, um diese Behinderungen zukünftig nicht mehr oder nicht in diesem Umfang zu haben?
  • Was haben wir durch das Distanz-Arbeiten zu schätzen gelernt (jeder bei sich / im Miteinander)?

Gute Teamführung: Was ist noch wichtig?

Erwartungsmanagement und Klarheit

Bedürfnisse und Erwartungen managen

Corona hat uns verändert und jeder ist anders mit der Situation umgegangen und schaut auch mit einem anderen Blick auf weiterhin bestehende Infektionsrisiken. Wichtig ist, das Bedürfnisse und Erwartungen, die jedes Teammitglied an das „neue Miteinander“ im Büro hat, geäußert werden können, um gemeinsam eine Lösung zu finden, die möglichst vielen Bedürfnissen Rechnung trägt.

Fragen, die bei der Bedürfnisermittlung helfen, sind beispielsweise:

  • Was bewegt dich im Zuge der Rückkehr ins Büro?
  • Was brauchst du, um wieder gut im Büro anzukommen?
  • Wie viel möchtest du noch von zu Hause arbeiten? An welchen Tagen?
  • Welche Tätigkeiten möchtest du zwingend im Büro erledigen? Warum?
  • Wie viel Nähe, wie viel Distanz brauchst du, um dich wohlzufühlen?

Wichtig ist, dass in diesem Prozess auch drauf geschaut wird, wie das Team mit verletzten Bedürfnissen umgeht. Wie werden diese artikuliert? Wie werden Lösungen entwickelt und Entscheidungen getroffen?

Zielbild entwickeln, mit dem sich alle identifizieren

Bei einigen Unternehmen haben sich im Zuge von Corona auch die ursprünglich definierten Ziele verändert. Unabhängig davon empfehlen wir die Teamziele zu erweitern und auch zu definieren, wofür das Team als solches gern stehen möchte.

  • Was macht uns als Team aus?
  • Was treibt uns an?
  • Wofür lohnt es sich, jeden Morgen aufzustehen?

Ein Zielbild, mit dem sich alle identifizieren, ist neben dem Vertrauen der „Kleber“ eines Teams.

Rollen und Verantwortlichkeiten klar definieren

Die größten Reibungsverluste und Konfliktpotenziale entstehen durch unklare Rollen und Verantwortlichkeiten. Deshalb ist es eine zentrale Aufgabe des Teams, diese klar zu definieren. Idealerweise werden sie an den Stärken des jeweiligen Teammitglieds ausgerichtet. 

  • Wer kümmert sich worum und mit welchem Ergebnis?
  • Wer darf was entscheiden?
  • Wie sieht der Entscheidungsprozess aus? Wer wird gehört? Wer wird aktiv eingebunden? Wer über die getroffene Entscheidung informiert?
  • In welcher Form werden Arbeitsergebnisse übergeben?
  • Wie wird mit Unklarheiten und Irritationen umgegangen?

Teamwerte – ja, aber bitte operationalisieren

Wir erleben immer wieder, das Teams gemeinsame Werte definiert haben, die die Grundlage ihrer Zusammenarbeit bilden sollen. Allerdings wird oft vergessen, diese Werte zu operationalisieren, also für den Alltag anwendbar zu machen. In der Folge dessen, sind die Werte zwar geschrieben, aber werden nicht gelebt.

Die Schlüsselfragen der Operationalisierung sind:

  • Woran nehmen wir wahr, dass wir diese Werte leben?
  • Wie gehen wir mit Verletzungen der Werte um? Wie sprechen wir das an?

Fazit für Teambuilding nach Corona

Ein vertrauensvolles Miteinander – Voraussetzung für produktives Arbeiten

Wenn Sie damit beginnen, Ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zu holen, sollten Sie Teamzeit einplanen, um einen erfolgreichen „Neustart“ zu ermöglichen. Eine erfolgreiche Teamentwicklung zahlt auf verschiedene Faktoren ein, die in zwei elementare Dinge münden: Vertrauen und Produktivität. Eine stabile Vertrauensbasis ist dabei immer die Voraussetzung für produktives Arbeiten.

Nur wenn dieses vertrauensvolle Miteinander, nach vielen Monate der Distanz und des Homeoffice, aktiv Raum bekommt, wieder zu wachsen, wird auch die Zusammenarbeit an den Sachthemen und Fragestellungen konstruktiv und produktiv funktionieren.

Je nachdem, wo Sie und Ihr Team stehen, kann es auch genügen, die kleinen Dinge des täglichen Miteinanders wieder ins Bewusstsein zu rufen:

  • ein respektvoller Umgang, der sich auch in der morgendlichen Begrüßung, einem „Bitte“ und „Danke“ äußert
  • ein gemeinsamer Morgenkaffee
  • Wertschätzung für die anderen Teammitglieder
  • wohlwollende Haltung, also die Grundannahme, dass der Kollege einem nichts Böses möchte
  • ein aktives Erfragen „Wie ist es dir in den letzten Monaten ergangen?“ und „Was brauchst du, um wieder gut hier im Büro anzukommen?“
  • Empathisches Zuhören und gemeinsame Lösungen, die diesen Wünschen Rechnung tragen

Ein lautloses „back to normal“ wird es nicht geben, dafür waren die Einschnitte der letzten Monate zu groß. Deshalb ist unsere Empfehlung, bei der Rückkehr ins Büro den Fokus auf die Teamentwicklung zu legen. Wir wünschen Ihnen gutes Gelingen.

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