Frau Funk, was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Die Freiheit, die Vielfalt, die Kreativität. Zum Fachjournalismus bin ich über das kreative Schreiben gekommen.Seit ich denken kann, schreibe ich Geschichten. Früher in meiner Kindheit waren dies Kinderbücher, historische Romane, Krimis und Theaterstücke. Sogar Hörbücher habe ich verfasst und mit meinen Schulfreunden aufgenommen – damals noch auf Kassette.
Aber mein Beruf ist viel mehr als das Schreiben.Dazu gehören auch Moderationen von Panel-Diskussionen, Vorträge halten oder Video-Interviews führen. Außerdem kann ich selbständig neue Medienprojekte entwickeln und umsetzen: Seit über zehn Jahren organisiere ich zum Beispiel für den IDG-Verlag den Wettbewerb „CIO des Jahres“, der die Leistungen von IT-Managern und ihren Teams würdigt. Das ist nie langweilig, ich lerne immer dazu.
Dass ich einmal bei einer IT-Fachpublikation landen würde, hätte ich nie gedacht, als ich noch an meiner mechanischen Schreibmaschine Fortsetzungsromane getippt habe. Nach meinem Studium der Anglistik, Romanistik und Germanistik wollte ich eigentlich am Lehrstuhl bleiben und promovieren, aber die festen hierarchischen Strukturen und die Lebensferne der Uni haben mich dann doch in die Wirtschaft getrieben.
Im Rahmen eines Praktikums beim Dachverband der amerikanischen Hightech-Industrie habe ich erste IT-Luft geschnuppert, arbeitete kurze Zeit in einer PR-Agentur, bevor ich als Online-Redakteurin zur COMPUTERWOCHE wechselte. Es war damals die Zeit der New Economy, von AOL und Compuserve, die Luft vibrierte, alles war in Bewegung und es gab viele spannende Geschichten zu erzählen. Das hat sich bis heute nicht geändert – Stichwort Change, digitale Transformation und wie nehmen wir die Menschen mit. Ich schreibe Geschichten über Menschen in der IT und begleite sie – das liebe ich und das mache ich mit Leidenschaft.
Welche Parallelen gibt es zu dem, was wir tun, der Persönlichkeitsentwicklung?
Sehr viele. Zum einen braucht es Vertrauen. Die CIOs, die ich treffe, interviewe oder im Rahmen des „CIO des Jahres“ begleite, vertrauen mir. Und sie öffnen sich, damit wir gemeinsam schauen können, wann ein guter Zeitpunkt für eine Bewerbung ist und welches Projekt dafür geeignet ist. Das kommt einem Coaching gleich. Wie überzeuge ich mein Team, dass wir uns bewerben? Wie überzeuge ich den Chef oder die Kollegen? Wie präsentieren wir uns und das Projekt? All das sind Fragen, die die CIOs gern mit mir besprechen und die sie nicht stellen würden, wenn wir diese Vertrauensbasis nicht hätten.
In der Bewerbungsphase für den CIO des Jahres bin ich für viele CIOs aber auch ein Sparringspartner. Wenn diese Manager dann die Karriereleiter hochklettern, sich weiterentwickeln oder beim „CIO des Jahres“ auf der Bühne einen Preis in den Händen halten, dann erfüllt mich das mit Stolz und Freude.
Wann kommen Ihnen die besten Ideen?
Im Gespräch mit Menschen, beim Brainstorming mit Kollegen, im Zug, beim Autofahren, Spazierengehen oder abends im Bett – eigentlich immer.
Wie wird Ihr Beruf im Jahr 2050 aussehen?
Ich bin davon überzeugt, dass es Schreiben und kreatives Arbeiten immer geben wird – auch im Jahr 2050 noch. Die Angst vieler, dass die künstliche Intelligenz oder Textroboter uns ersetzen werden, teile ich nicht. Natürlich können Textroboter Nachrichten verfassen, vielleicht irgendwann auch Belletristik. Aber Kreativität, Phantasie, Emotionalität, kritisches Denken – das sind menschliche Qualitäten.Um ein Beispiel aus dem Sport zu bringen: Eine KI wird zukünftig vielleicht über das Ergebnis des Spiels Liverpool gegen Barcelona schreiben und auch die Torschützen nennen können. Aber die Atmosphäre im Stadion, die Leidenschaft der Fans, die Tränen des Verlierers… – das kann nur jemand transportieren, der vor Ort war und diese Emotionen gespürt hat.
Guter Journalismus steht für Glaubwürdigkeit. Dazu muss recherchiert, kritisch hinterfragt und meinungsstark kommentiert werden. Ich glaube nicht, dass Roboter oder KIs dies können werden. Das ist und bleibt die Aufgabe von Journalisten.Und so lange sich eine demokratische Gesellschaft noch einen unabhängigen Journalismus leisten kann und leisten möchte, wird es uns Journalisten geben. Oder anders gesagt: Ohne Journalisten gibt es keine Demokratie.
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