Geschäftsführerwissen: So erklären Sie die Strategie verständlich.

Von Sabine Walter
15. Mai 2024

Damit die Unternehmensstrategie von allen Mitarbeitern und Führungskräften verstanden wird, muss sie verständlich sein. In diesem Artikel erhalten Geschäftsführer konkrete Impulse, wie sie die Strategie verständlich vermitteln und im Unternehmensalltag verankern können. Teil dieser Impulse sind auch konkrete Formulierungsvorschläge.

Geschäftsführerwissen: Strategie verständlich vermitteln - Organisationsentwicklung | Executive Coaching
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Management Summary

Sie möchten, dass die Unternehmensstrategie von Mitarbeitern und Führungskräften mitgetragen wird. Grundvoraussetzung dafür ist, dass diese die Strategie verstehen. Damit das gelingt, sind fünf Aspekte elementar:

  • Ziel und Hintergrund der Strategie erläutern
  • Raum für Verständnisfragen schaffen
  • Kritiker einbinden
  • Die zentralen Aspekte der Strategie mantraartig wiederholen
  • Die Strategie auch kommunikativ mit Alltäglichem verknüpfen

Der letzte Punkt gelingt, im dem Sie Ziel-, Feedback- und Belohnungssysteme auf diese Strategie ausrichten und kontinuierlich den Strategischen Fit von Entscheidungen und Maßnahmen transparent machen.

Wie können Sie als Geschäftsführer, die Unternehmensstrategie verständlich vermitteln?

Damit Sie als Geschäftsführer Ihre Unternehmensstrategie den Mitarbeitern und Führungskräften verständlich vermitteln, braucht es fünf Schritte.

  1. Ziel und Hintergrund der Strategie erläutern
  2. Raum für Verständnisfragen schaffen
  3. Kritiker einbinden
  4. Die zentralen Aspekte der Strategie mantraartig wiederholen
  5. Die Strategie auch kommunikativ mit Alltäglichem verknüpfen

Ziel und Hintergrund der Strategie erläutern

Um das Was und Warum Ihrer Strategie zu verdeutlichen, müssen verschiedene Aspekte erklärt werden. Dabei helfen Ihnen nachfolgende Leitfragen.

Ausgewählte Leitfragen im Überblick

  • Was soll erreicht werden und bis wann?
  • Warum ist das Erreichen dieses Ziels für das Unternehmen wichtig?
  • Was wären Risiken, wenn das Unternehmen dieses Ziel nicht erreicht?
  • Welche Auswirkungen hat die Strategie auf die einzelnen Bereiche des Unternehmens?
  • Was bleibt erhalten? Was verändert sich und wie?
  • In welche Bereiche wird das Unternehmen investieren?
  • In welchen Bereichen gehen Investitionen zurück?
  • Welche neuen Kompetenzen werden aufbaut? Wie?

So gelingt eine adressatengerechte Kommunikation

Es gibt eine eiserne Regel überzeugender Kommunikation: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. Was bedeutet das für Sie als Geschäftsführer, wenn Sie die Unternehmensstrategie überzeugend kommunizieren möchten?

  • Verdeutlichen Sie sich, zu wem Sie sprechen. Führungskräfte ordnen Dinge anders ein als Mitarbeiter der Produktion.
  • Wählen Sie eine Sprache, die alle verstehen.
  • Sprechen Sie Zuhörergruppen direkt an.

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  • Wissen Ihrer Zuhörer:
    • Was ist den verschiedenen Mitarbeitergruppen bekannt? Darauf können Sie sich beziehen.
    • Was ist neu? Das müssen Sie erläutern.
  • Einstellung Ihrer Zuhörer:
    • Wie sind Ihrer Mitarbeiter Ihnen gegenüber eingestellt?
    • Wie hoch ist Ihre Akzeptanz in der Belegschaft? Wie stark die Vertrauensbasis?
    • Welche Ängste sind in der Organisation präsent? Wie können Sie diese nehmen?
  • Verständlichkeit der Kommunikation:
    • Vermeiden Sie komplexe Begriffe und abstrakte Konzepte. Nutzen Sie Analogien und Medien wie Powerpoint oder Videos, um Ihre Rede visuell zu unterstützen.
    • Bereiten Sie geschriebenes Wort in den jeweiligen Landessprachen der Standorte vor und nutzen Sie für Townhall-Meetings oder Mitarbeiterversammlungen ggf. Simultanübersetzer.
    • Bringen Sie konkrete Beispiele aus dem Unternehmensalltag der verschiedenen Mitarbeiter, um Sachverhalte zu verdeutlichen. Was von bekannten und bewährten Aspekten bleibt erhalten? Was wird sich verändern?

Raum für Verständisfragen schaffen

Damit Sie erfahren, wie verständlich das Gesagte für Ihre Mitarbeiter und Führungskräfte ist, schaffen Sie Raum für Verständnisfragen. In einem Townhall-Meeting bietet sich an, zu Fragen aufzufordern. Nutzen Sie bei Bedarf einen erfahrenen Moderator, durch diese Diskussion zu führen.

Wiederholen Sie auch im Rahmen dieser Diskussion Ihre Kernbotschaften mehrmals, damit Mitarbeiter und Führungskräfte sie verinnerlichen.

54 Wiederholungen brauchen Botschaften, um In unserer medialen und mit Informationen gefluteten Zeit im Bewusstsein anzukommen.

Kritiker einbinden

Kritiker sind ein Geschenk. Sie signalisieren Ihnen zwei Dinge:

  1. Sie waren in Ihrer Kommunikation noch nicht 100% überzeugend.
  2. Kritiker möchten gehört werden. Sie nutzen die Kritik um sich Gehör zu verschaffen und gesehen zu werden.

Wie können aus Kritikern Unterstützer werden?

Laden Sie die Kritiker zu einem Gespräch im kleinen Kreis ein. Greifen Sie die Kritik auf. Nutzen Sie offene Fragen, um die Kritik in konstruktive Impulse zu verwandeln. Nachstehend erhalten Sie einige Beispiel für lösungsfokussierte Fragen:

Ausgewählte lösungsfokussierte Fragen

  • Wie würden Sie vorgehen?
  • Was müssten wir aus Ihrer Sicht noch klarer darstellen, damit es alle verstehen?
  • Was ist aus Ihrer Sicht noch wichtig, um von allen Mitarbeitern die Akzeptanz für unsere Strategie zu bekommen?
  • Was sollte ich noch wissen, um darauf eingehen zu können?
  • Mit wem sollte ich aus Ihrer Sicht noch sprechen, um wertvolle Impulse zur Strategie zu bekommen?

Die zentralen Aspekte der Strategie mantraartig wiederholen

Wie bereits erwähnt, braucht eine Botschaft bis zu 54 Wiederholungen, um den Empfänger wirklich zu erreichen. Daher ist es entscheidend, dass Sie die zentralen Elemente Ihrer Strategie auf verschiedenen Kommunikationskanälen und zu verschiedenen Zeitpunkten immer wieder wiederholen.

Wie das gelingt, erläutere ich an einem Beispiel.

Wie können Sie die Unternehmensstrategie bei Mitarbeitern und Führungskräften ins Bewusstsein bringen?

Die Ausgangssituation: Nehmen wir an, Sie möchten einen Teil des Unternehmens verkaufen, um in den Kernbereich des Unternehmens investieren zu können. Sie haben Ziel und Hintergrund Ihrer Strategie im Rahmen von Townhall- Meetings an den verschiedenen Unternehmensstandorten erläutert. Sie haben die in diesem Rahmen gestellten Fragen beantwortet und Kritiker zu Gesprächsrunden eingeladen.

Wie könnte es jetzt weitergehen?

  • Sie nehmen eine Video-Botschaft auf, in der Sie noch einmal das Ziel und Hintergrund Ihrer Entscheidung, also das Was und Warum, erläutern.
  • Sie führen eine moderierte Gesprächsrunde durch, in dem sowohl Kritiker als auch Befürworter der Strategie zu Wort kommen und Fragen stellen können. Sie beantworten die Fragen und ergänzen, wo möglich, eine Ihrer Kernbotschaften, wie z.B.: „Es werden alle Mitarbeiter von dem Käufer des neuen Bereiches für die nächsten 3 Jahre übernommen. Es gibt eine Arbeitsplatzgarantie für die nächsten drei Jahre.“ Diese Gesprächsrunde können Sie ebenfalls aufzeichnen und über unternehmensinterne Kommunikationskanäle, z.B. das Intranet, zur Verfügung stellen.
  • Sie laden zu Mitarbeiterversammlungen ein. Diese lassen Sie moderieren und wiederholen am Ende der Veranstaltung Ihre Kernbotschaften.
  • Sie nutzen die internen Kommunikationskanäle wie Intranet, Mitarbeiterzeitschrift und E-Mail-Newsletter, um häufig gestellte Fragen zu beantworten und die Kernbotschaften zu wiederholen.
  • Sie bitten Ihre Führungskräfte darum, in ihren Teammeetings auf Fragen zur Strategie einzugehen und die Kernbotschaften zu wiederholen.

Wie kann die Strategie im Alltag von Mitarbeitern und Führungskräften verankert werden?

Ich erlebe oft, dass die Umsetzung der Strategie als parallel laufender Handlungsstrang zum operativen Geschäft gesehen wird. „Erst machen wir das Operative. Die Strategie kommt on top.“ Idealerweise ist das Operative elementarer Bestandteil der Strategie, da es auf die Erreichung der unternehmerischen Ziele einzahlt.

Was können Sie als Geschäftsführer tun, um die Strategie im Alltag Ihrer Organisation zu verankern?

Ich empfehle Ihnen, Strategie und operatives Geschäft auch kommunikativ stärker zu verbinden. Wie gelingt das?

Ziel-, Feedback- und Belohnungssysteme auf die Strategie ausrichten

Ziel-, Feedback- und Belohnungssysteme können dazu beitragen, die Strategie stärker mit dem Alltag der Mitarbeiter und Führungskräfte zu verweben und die Umsetzung der Strategie zu fördern. Dies könnte beinhalten, dass Mitarbeiter oder Teams, die zur Erreichung der strategischen Ziele beitragen, Anerkennung oder Boni erhalten.

Strategischen Fit von Entscheidungen und Vorhaben sicherstellen

Die Verbindung von Entscheidungen und Vorhaben zur Unternehmensstrategie ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass Strategie Alltagsbestandteil wird und das Unternehmen seine strategischen Ziele erreicht.

Die zwei zentralen Fragen dafür sind: Warum tun wir etwas? Warum tun wir etwas nicht?

Wie gehen Sie vor?

STRATEGISCHER FIT VON ENTSCHEIDUNGEN UND VORHABEN

Bringen Sie Entscheidungen und Vorhaben mit der Strategie in Verbindung um sicherzustellen, dass sie die Erreichung der strategischen Ziele unterstützen. Heben Sie diesen strategischen Fit auch kommunikativ hervor. Redemittel dazu haben wir Ihnen im nachfolgenden Kasten zusammengestellt.

STRATEGIE ALS PRIORISIERUNGSHILFE

Eine klare Verbindung zur Strategie ermöglicht es, Entscheidungen und Vorhaben nach ihrer Relevanz und Wichtigkeit für die Erreichung der strategischen Ziele zu bewerten. Dies hilft, Ressourcen effizient einzusetzen und sicherzustellen, dass diejenigen Projekte und Maßnahmen priorisiert werden, die den größten Beitrag zur Strategie leisten.

KONSISTENZPRÜFUNG

Wenn Entscheidungen und Vorhaben nicht mit der Strategie in Einklang stehen, ist es wichtig, dies aufzuzeigen und eine Ablehnung von Entscheidung oder Vorhaben damit zu begründen. Nehmen Sie diese Konsistenzprüfung als Geschäftsführer nicht vor, sondern stimmen Vorhaben zu, die nicht im Einklang mit der Strategie sind, kann dies zur Verwirrung bei Mitarbeitenden und Führungskräften und zu Ineffizienz führen, da sie Ressourcen für Dinge binden, die nicht auf die Strategie einzahlen. Wie Sie den strategischen Fit bei Vorschlägen und Ideen erfragen, lesen Sie ebenfalls im nachfolgenden Kasten.

Entscheidungen und Vorhaben kommunikativ an die Strategie binden

Nachstehend erhalten Sie Redemittel, die Ihnen dabei helfen, Entscheidungen oder Vorhaben bzw. Investitionen kommunikativ in Bezug zur Strategie zu setzen:

  • Ziel unseres Unternehmen ist es …. / Zentraler Aspekt unserer Strategie ist es ….
  • Deshalb werden wir … / haben wir …
  • Konkret heißt das …

Strategischen Fit erfragen

Folgende Fragen können Sie nutzen, um den strategischen Fit von Entscheidungen, Vorschlägen und Vorhaben zu erfragen:

  • Wie genau zahlt das auf unsere Strategie ein?
  • Welchem strategischen Ziel kommen wir mit diesem Vorhaben näher?
  • Für welchen Teil unserer Strategie ist dieser Vorschlag gedacht?

Welchen Nutzen ziehen Sie als Geschäftsführer aus diesem Vorgehen?

Damit die Unternehmensstrategie von allen Mitarbeitern verstanden wird, ist ein kontinuierlicher und mehrschichtiger Prozess nötig. Dieser braucht Zeit, bietet aber auch konkreten Nutzen:

  • Ihre Strategie wird über alle Hierarchiestufen hinweg verstanden.
  • Durch ein besseres Verständnis sinkt der Widerstand.
  • Damit steigt die Chance, dass sich alle in die Umsetzung der Strategie einbringen.

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